Der heutige Mittag wurde von den Börsianern mit Spannung erwartet. Welche Entscheidungen des EZB-Rates werden heute von Mario Draghi auf der Pressekonferenz bekannt gegeben, das war die große Frage dieser Börsenwoche. Zur Erinnerung, die Börsen und zwar weltweit, wurden in den vergangenen Monaten mehr von den Aussagen und Entscheidungen der Notenbanken geprägt, als durch Konjunkturdaten oder Unternehmensnachrichten. Und so blickten die Börsianer heute mit offenen Augen und Ohren Richtung Frankfurt, um Tendenzen für die weitere Entwicklung der Börsen zu erfahren.
Keine Veränderung verglichen mit den Ergebnissen der Ratssitzung im Juli
Eines vorweg genommen, Mario Draghi hielt heute den Ball eher flach und veranlasste die Marktteilnehmer nicht aus dem Häuschen zu sein oder in Depressionen zu verfallen. Dies spiegelt sich auch im aktuellen Marktgeschehen wieder, der DAX verliert zur Stunde 0,6 %, eine moderate Bewegung.
Die abgelaufene EZB Sitzung damit als Non-Event zu deklassieren, wäre etwas zu kurz gedacht. Immerhin bestätigte Mario Draghi den aktuellen Kurs um die Anleiheaufkäufe und erklärte, dass die EZB bereit sei, das bis März 2017 geplante Anleiheankaufprogramm, sofern notwendig, auch über diesen Zeitpunkt hinaus, aufrecht zu erhalten.
Eine klare Absage erteilte er den Erwartungshaltungen einiger Marktteilnehmer, die auf Helikoptergeld oder ein Programm zum Ankauf von Aktien gesetzt hatten. Unseren eigenen Recherchen zur Folge, dürfte dies ohne gesetzliche Anpassungen sowieso weiterhin Wunschdenken bleiben, als Wirklichkeit werden. So müssten in diesem Fall weltweit Aktien im Fokus stehen und dürfte sich aktuell nicht auf einen Ankauf von europäische Aktien beschränken. Ob das politisch durchzusetzen sei, ist mehr als fraglich.
Langsames aber stetiges Wirtschaftswachstum im Euro-Raum
Die EZB präzisierte die aktuelle Erwartungshaltung der Konjunkturaussichten der EURO Länder. So wird die Wachstumsrate für 2016 um 0,1 % auf 1,7 % p.a. erhöht. Die Aussichten für 2017/18 haben sich jedoch, auch durch die Brexit Entscheidung, um eben diese Basispunkte auf 1,6 % p.a. reduziert.
Der EZB Präsident forderte von den Regierungen der Euroländer, wesentlich mehr für das Wirtschaftswachstum zu tun. Andere Politikressourcen müssen deutlich höhere Beiträge leisten, betonte er.
Weiterhin mahnte Mario Draghi an, dass kaum Lohnsteigerungen zu verzeichnen seien, in Erwartung etwas höher Inflationsraten, wäre das ein geeignetes Mittel um die Inflationsziele der EZB von ca. 2 % p.a. zukünftig leichter zu erreichen. Aktuell (für 2016) verharrt die Inflationsrate bei sehr niedrigen 0,2 % p.a., sie wird tendenziell aber voraussichtlich in 2017 Richtung 1,2 % p.a. steigen und sich in 2018 auf 1,6 % p.a. erhöhen. Sie läge damit aber immer noch ein gutes Stück vom Zielkorridor entfernt.
Fazit:
Nach der EZB Sitzung ist also wieder einmal vor der EZB Sitzung (am 20. Oktober). Wir müssen abwarten was sich innerhalb der nächsten vier Wochen neues ergibt und daraus einen Teil der Rückschlüsse für unsere zukünftigen Anlageentscheidungen treffen.