Das Münchner Ifo-Institut hat heute den Konjunkturtest Juni 2012 veröffentlicht. Durch die andauernde Euro-Vertrauenskrise ist der ifo-Geschäftsklimaindex weiter gesunken. Die Konjunkturrisiken nehmen eindeutig zu, und eine Stagnation des BIP über die Sommermonate ist ein realistisches Szenario.
Schlechtere Stimmung in der deutschen Wirtschaft
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni zum zweiten Mal hintereinander eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex, der in Deutschland als das wichtigste Konjunkturbarometer gilt, fiel von 106,9 Punkten im Vormonat auf 105,3 Zähler. Zwar hat sich die Zahl der Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage als gut beurteilen, nochmals erhöht, wodurch der Lageindex um 0,7 Punkte stieg. Die 7.000 befragten Manager schätzen aber die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter ein als zuletzt. So sank der Erwartungs-Index um 3,5 Punkte auf 97,3 Zähler, was den stärksten Rückgang seit August 2011 bedeutet.
Der Rückgang der ifo-Geschäftserwartungen ist ein deutliches Warnsignal
„Die deutsche Wirtschaft befürchtet zunehmende Beeinträchtigungen durch die Eurokrise“, sagte ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Bleibt ein klares politisches Bekenntnis zum baldigen Ausbau der EWU zur Fiskalunion weiter aus, dürften Investoren zukünftig noch stärker an der Schuldentragfähigkeit der Staaten zweifeln. Dies hemmt die Konsum- und Investitionsbereitschaft in Deutschland und läßt somit das BIP schrumpfen.
Diese Entwicklung werden wir weiterhin sehr genau verfolgen, denn eine lang anhaltende Stagnation der deutschen Wirtschaftsleistung oder gar ein Abgleiten in die Rezession ist in den aktuellen Aktienkursen nicht eingepreist. Deshalb ist in den kommenden Wochen eine sehr flexible Anlagepolitik, die kurzfristig auf die wirtschaftliche und auch politische Entwicklung reagiert notwendig.