Nullzinsanleihen für Deutschland – Wann platzt die Anleihenblase?

Geposted von Holger Lüttke am

Mitte Mai ist es soweit gekommen: der Bund zahlt Anlegern für eine 2 jährige Anleihe ganze 0 % Zins p.a. Die verstärkte Furcht vor den Auswirkungen der Schuldenkrise in der Eurozone veranlasst nationale wie internationale Anleger, dem deutschen Staat Geld zum Nulltarif zu leihen. Noch schlimmer: die Anleger akzeptieren bedingt durch die Inflationsrate von über 2 % faktisch noch einen Kaufkraftverlust. Immerhin entfällt die Besteuerung: wo es keine Erträge gibt, fällt auch keine Steuer an. 

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis

Ich habe einmal gelernt, dass eine Ware einen Preis hat, der sich durch Angebot und Nachfrage an den Märkten bildet. Gibt es auf dem Markt wenige Bananen, aber eine hohe Nachfrage nach der Südfrucht, dann steigt der Preis.

Beim Geld scheint das anders zu funktionieren. Überall ist das Geld knapp. Viele Staaten der Eurozone haben Probleme, an frisches Geld heran zu kommen. Sie müssen einen hohen Preis (Zinsen!) für die Überlassung des Geldes zahlen.

Wann steigt die Inflationsrate?

In Deutschland stellt es sich aktuell anders da. Es ist so viel (zu viel) Geld vorhanden, dass es gar keinen Preis (Zins) mehr hat. Ist es deswegen auch nichts mehr wert? Diese Frage, aber nicht nur die, beschäftigt mich sehr intensiv. Wird damit der Grundstein für ein Anschwellen der Inflationsrate gesetzt? Bleibt das Warenangebot gleich und die angebotene Geldmenge steigt, dann steigt der Preis für das Warenangebot.

Fällt den Investoren denn nichts Gescheiteres mehr ein, was sie mit Ihrem Geld produktives anstellen können? Z.B. in attraktive deutsche Aktienunternehmen mit guten Bewertungskennziffern oder in Wohnimmobilien zu investieren?

Ist bereits alles erfunden worden? Sind alle Bauvorhaben abgeschlossen worden? Sind alle Expansionspläne der Firmen abgeschlossen worden? Dem ist sicher nicht so.

Wenn Dinge, auch Geld, nicht seinen ursprünglichen Nutzungszweck erfüllen kann, macht es sich irgendwann überflüssig und wird wertlos. Wollen wir hoffen, dass Geld seinen ursprünglichen Nutzungszweck wieder allumfänglich und ausgewogen erfüllen wird, denn nur dann wird es seinen Wert für die Gesellschaft erhalten und als Treibstoff für Wirtschaftswachstum dienen.

Gefährliche Blasenbildung am Anleihenmarkt

Früher oder später wird es eine Normalisierung der Situation geben. Die bis dahin sicher (geglaubt) angelegten Gelder werden wieder in den Wirtschaftskreislauf fließen. Dann wird sich der Zins für neue Anleihen wieder erhöhen und die zuvor mit 0 % oder kaum darüber verzinsten Anleihen werden den Anlegern Kursverluste bescheren. Infolgedessen ist die Blase an den Anleihemärkten sehr kritisch zu betrachten. Es könnte schnell in eine andere Richtung gehen.

 

 

Holger Lüttke ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH, Hauptniederlassung Kelkheim und Mitglied des Anlageausschusses.