Ist ein Austritt Griechenlands aus dem Euro machbar?

Geposted von Hans Heimburger am

Die direkten ökonomischen und finanziellen Auswirkungen eines Ausscheidens von Griechenland aus dem Euroverbund müssen nicht katasrophal sein.

Das Kernproblem ist die Ansteckungsgefahr

Die zentrale Frage ist, ob es den Politikern und der EZB gelingt, eine Ansteckung anderer Länder wie Portugal, Spanien oder Italien und damit das definitive Auseinanderbrechen des Euros zu verhindern.

Die direkten ökonomischen Auswirkungen halten sich in engen Grenzen. Das griechische Bruttosozialprodukt beträgt gerade einmal 2% des BIP der Euro-Zone. Zudem ist Griechenland ein absolut unbedeutendes Exportziel für die anderen Mitglieder des Währungsverbundes.

Die finanziellen Auswirkungen wären ernster. So hat alleine die europäische Zentralbank etwa 100 Milliarden Euro im Rahmen der Drei-Jahres-Tender (LTROs) an griechische Geschäftsbanken ausgeliehen. Zusätzlich schätzt man, dass die EZB bis zu 50 Milliarden an griechischen Staatsanleihen, die sie am Markt aufgekauft hat bzw. als Sicherheitsleistung für die LTROs erhalten hat, in ihren Büchern hält. Diese Verluste würden natürlich das Eigenkapital der EZB in Höhe von 10,8 Milliarden Euro geradezu pulverisieren. Allerdings wären die verbleibenden Europartner in der Lage die gemeinsame Zentralbank zu rekapitalisieren, so dass auch dieser Schaden „beherrschbar“ wäre.

Europäische Banken könnten den Austritt verkraften

Auch das Exposure der europäischen Geschäftsbanken in Griechenland hat sich in den zurückliegenden Quartalen deutlich reduziert, so dass man auch in diesem Sektor bereits von einer Anpassung sprechen kann.

Die Ausleihungen der Banken aus der Eurozone nach Griechenland nehmen ab. Ende 2008 lagen diese noch bei über 1,5 % des GDP, Ende 2011 jedoch bereits ein Drittel tiefer bei unter 1,0 % des GDP.

 

Gefahr besteht durch mögliche Ansteckung von Spanien und Italien

Die größte Gefahr besteht in der unkontrollierten Ansteckung anderer Länder, namentlich der Schwergewichte Spanien und Italien. Ein möglicher Run der Spanier und Italiener auf die Guthaben bei ihren Heimatbanken und ein Euro-Austritt dieser Länder würde die Leistungsfähigkeit der EZB übersteigen. Die bisher errichteten Brandschutzmauern in Form des EFSF und ESM (in  Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds) wären zwar in der Lage, den Refinazierungsbedarf von Italien und Spanien bis 2014 zu decken, sind aber als Auffangnetz für den gesamten italienischen und spanischen Rentenmarkt viel zu klein. 

Verfügbare Hilfstöpfe für die Eurozone

Die Reserven des EFSF und des ESM (linke Säule) würden gerade einmal reichen, den Finanzierungsbedarf von Italien und Spanien bis 2014 (mittlere Säule) zu decken. Die Reserven reichen jedoch keinesfalls zur Übernahme der gesamten ausstehenden Anleihen (rechte Säule) dieser Länder.

 

Fazit: Ein geordneter Austritt von Griechenland könnte für den Euro sogar zu einem Befreiungschlag werden, dessen finanzielle Folgen für den gesamten Euroverbund tragbar ist. Es muss allerdings unter allen Umständen eine Ansteckung anderer Länder vermieden werden!

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.