Reale Rendite im Zeitalter der schleichenden Enteignung

Geposted von Hans Heimburger am

Die schleichende Enteignung erfolgt lautlos. Wir nehmen sie nicht bewusst wahr.

 Cartoon schleichende Enteignung

Die schleichende Enteignung folgt aus den aktuell und weiterhin niedrigen Zinsen auf unser Geldvermögen, das wir auf Sparkonten und Festgeldern, als Anleihen im Depot und in unseren Versicherungsverträgen liegen haben. Die Zinserträge für Geldanlagen und aktuell verfügbare Staatsanleihen hoher Bonität sind niedriger als die Inflationsrate. Dies führt dazu, dass der reale Wert unseres Geldvermögens sinkt: wir werden enteignet. Schleichend, lautlos, unmerklich.

Die schleichende Enteignung ist schon mitten unter uns

Wir müssen uns mit diesem Problem auseinandersetzen und Lösungen finden. Wenn wir es nicht tun und unsere Geldvermögen weiterhin genauso anlegen wie bisher gewohnt, werden wir Verluste erleiden. Reale Vermögensverluste durch eine Geldentwertung, die nicht mehr durch die Zinserträge aufgefangen wird. Darüber hinaus drohen auch noch Kursverluste, sobald die Zinssätze für Anleihen wieder ansteigen, was mit Sicherheit zu Kursverlusten für die Restlaufzeit der noch im Depot befindlichen Anleihen führen.

20 Jahre Schlaraffenland für Anleiheanleger sind vorbei

Ein halbes Anlegerleben lang erhielten wir auf die als sicher eingeschätzten Anleihen der Bundes-republik Deutschland akzeptable Zinserträge: 7 % für Anleihen mit Ausgabedatum 1993, und immerhin noch 5 % für Anleihen aus der Jahresmitte 2002.

Langfristchart 10 jährige Bundesanleihen

In diesem Zeitraum sanken jedoch die Zinssätze für neu ausgegebene Anleihen mit kurzen Unterbrechungen fortwährend immer tiefer, seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 mit stark wachsendem Tempo. Die Rahmenbedingungen haben sich seit dem Ausbruch der Finanzkrise dramatisch geändert. Wir müssen uns auf die veränderte Situation einstellen.

Bis gestern addierten sich Zinserträge und Kursgewinne …

Bundesanleihe

Am Beispiel der Bundesanleihe 08/18 (WKN 113535) wird das kommende Problem deutlich:

Die Anleihe lieferte bisher einen Zinsertrag von 4,25 % jährlich plus einen ansehnlichen Kursgewinn.  Per 20.07.2012  stand die Anleihe bei 122,29 %, was einen Kursgewinn von über 22 % bedeutet. Damit addierte sich ein Kursgewinn von über 4 % jährlich zum Zinsertrag, was bis Juli 2012 zu einer Gesamtrendite von über 8 % führte.

. . . ab morgen werden die Zinserträge durch Kursverluste neutralisiert

 Bundesanleihe 2

 

Die Bundesanleihe 08/18 (WKN 113535) wird künftig weiterhin den festen Coupon von 4,25 % leisten. Gleichzeitig wird sich der Kurs bis zur Fälligkeit  (mit den üblichen Schwankungen) auf 100 zurückbilden. Dies bedeutet tendenziell jedes Jahr einen Kursverlust, der den Zinsertrag neutralisiert. Die Gesamtrendite ab heute bis zur Fälligkeit wird somit bei nahe 0 % liegen.

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Grundsätzliche Alternativen zur Erzielung einer realen Rendite

Um für die Zukunft weiterhin eine reale Rendite (= Erträge und Wertzuwachs über der Inflationsrate) sicherzustellen, empfehlen wir grundsätzlich folgende Anlageformen zur näheren Prüfung:

Unternehmensanleihen: Anleihen von Unternehmen sehr guter Bonität (Investmentgrade). Deren Coupons liegen idR über den Coupons von als sicher eingeschätzten Staatsanleihen (Tendenz auch hier bereits fallend!)

Hochzinsanleihen: Anleihen von Unternehmen mittlerer Bonität (unterhalb Investmentgrade), bei denen das Ausfallrisiko deutlich höher eingepreist ist als der langfristige Durchschnitt erwarten lässt.  Müssen aufmerksam begleitet werden.

Fremdwährungsanleihen: Anleihen in anderen Währungen, die mittel- und langfristig das zusätzliche Potential einer Aufwertung gegenüber der Heimatwährung bieten. – Hierzu sollten spezielle Kenntnisse verfügbar sein.

Aktien: weltweite Standardwerte, die schon eine sehr lange Zeit zuverlässig Dividenden bezahlt haben und die auch weiterhin und nachhaltig Dividendenzahlungen erwarten lassen. Dieser Bereich wird künftig immer mehr Bedeutung erlangen.

Immobilien: Im Zeitalter der schleichenden Enteignung durch Zinserträge unter der Inflationsrate erlangt die Immobilie eine ganz besondere Bedeutung. Es gibt kaum ein Investment, das sich in diesem Anlage-Umfeld für ein gut strukturiertes Portfolio nachdrücklicher anbietet als seriös und nachhaltig bewirtschaftete Wohnimmobilien.

 

 

 

Die Höhe der Investitionsquote im Verhältnis zum Gesamtvermögen in jeder der benannten Alternativen hängt wesentlich von der individuellen Zielstellung des Anlegers ab.

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.