Spekulationen um QE3

Geposted von Hans Heimburger am

Die amerikanische Notenbank hat seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 eine extrem lockere Geldpolitik betrieben, um die amerikanische Wirtschaft auf den Wachstumspfad zu bringen bzw. sie dort zu halten. Der Begriff Quantitative Easing, den vor 5 Jahren nur Notenbank-Insider kannten gilt als Synonym einer Geldpolitik, die mit aller Macht die Zinsen in allen Laufzeitbereichen auf einem tiefen Niveau hält. Aktuell kauft die Fed pro Monat Wertpapiere (Hypothekenanleihen und US Treasuries) mit einem Volumen von 85 Milliarden US Dollar.

Reduziert die Fed das QE3-Volumen in  absehbarer Zeit?

Die Antwort auf diese Frage ist für die Kapitalmärkte von enormer Bedeutung. Es gibt sicherlich keine zwei Meinungen darüber, dass die Hausse an den Aktien- und Rentenmärkten mehr denn je von dem billigen Zentralbankgeld (money for nothing) befeuert wird. Eine Blaupause, wie den Märkten die „Droge“ Liquidität in diesem Ausmaß wieder entzogen werden kann gibt es nicht. Deshalb wird jedes Wort aus dem Munde der US-Notenbanker sprichwörtlich auf die Goldwaage gelegt. Das Problem ist nur: Die vorherrschende Meinung über den zukünftigen QE3-Kurs der Fed dreht schneller als ein Fähnchen im Wind. Nach einigen Bemerkungen in Notenbank-Sitzungsprotokollen schien jedermann überzeugt, dass bald das QE3-Volumen reduziert würde. Ein schlechter US-Arbeitsmarktbericht im März und der Wechsel James Bullards vom Falken- in das Taubenlager ließen die Stimmung drehen. Nach dem nächsten – diesmal guten – US-Arbeitsmarktbericht sowie warnenden Äußerungen  von Phily-Fed-Chef Charles Plosser und Fed-Chairman Ben Bernanke drehte sich das Fähnchen in den letzten zwei Wochen erneut, und eine zügige QE3-Reduktion schien wieder möglich. Aber auch diese Einschätzung wird schon wieder hinterfragt.

Tiefe Inflationsrate ist der Garant für eine Fortsetzung von QE3

Die Sorgen der US Notenbanker konzentrieren sich in jüngster Zeit weniger auf den Arbeitsmarkt als auf die aus Fed-Sicht zu niedrige Inflationsrate. Hier rechnet der Markt in den kommenden Monaten mit keiner spürbaren Erhöhung, so dass von dieser Seite keine Argumente für eine Reduzierung der Anleihekäufe kommen wird. In dieser Situation wird die Fed vorzugsweise eher länger am hohen QE3-Volumen festhalten, als die geldpolitischen Zügel zu schnell anzuziehen.

Fazit:

Die Diskussion um die weitere Notenbankpolitik wird die Märkte in den kommenden Monaten als wichtiger Einflussfaktor begleiten. Das Bild vom Fähnchen im Wind in Bezug auf die wechselnde Beurteilung der Lage wird wohl noch oft bemüht werden. Der Einfluss von QE3 auf den gesamten Kapitalmarkt ist erheblich, so dass die Notenbankpolitik sehr sorgfältig analysiert werden muss. Und eines ist klar: Ben Bernanke wird die Märkte auf seine Art auf einen Paradigmenwechsel (wann immer er kommen wird) vorbereiten.

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.