Unser Research-Haus, Capital Economics, beschäftigt sich in seinen Analysen auch mit den sehr langfristigen Auswirken von Entwicklungen. Dies empfinden wir als sehr hilfreich und wichtig zur Unterstützung der langfristigen Anlageentscheidungen. Im jüngsten „LONG RUN UPDATE“ analysiert Capital Economics welche Länder in den kommenden 30 Jahren in der BIP-Weltrangliste auf- bzw. absteigen werden.
Die Schwellenländer werden ihren Welt-BIP-Anteil spürbar erhöhen
Die Schwellenländer insgesamt werden ihren Anteil am globalen BIP in den kommenden Jahrzehnten erhöhen, wobei die größten Zuwächse in den Emerging Markets mit schnellem Bevölkerungswachstum (Afrika, Sub-Sahara), in den Ländern mit einem starken verarbeitenden Gewerbe, das Produktivitätssteigerungen vorantreiben kann (Teile Asiens, Marokko) und in den Ländern, die von der Ökologisierung der Weltwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Rohstoffpreise profitieren könnten (Peru und Chile), zu erwarten sind.
Die Volkswirtschaften der Schwellenländer werden sich in den kommenden Jahrzehnten im Allgemeinen besser entwickeln als die Volkswirtschaften der entwickelten Länder. Nach unseren Prognosen werden sie im Jahr 2050 58% des globalen BIP (zu Marktwechselkursen) ausmachen, gegenüber 45% im Jahr 2020. Diese Outperformance wird jedoch in den einzelnen Ländern aus unterschiedlichen Gründen erfolgen, was sich differenziert auf die Wirtschafts- und Marktergebnisse auswirken wird. (Tabelle 1 auf dieser Seite zeigt, wie sich die 58 in unserem langfristigen Ausblick behandelten Volkswirtschaften entwickeln werden). Grob gesagt lassen sich die Schwellenländer, die in der globalen Rangliste aufsteigen werden, in drei Gruppen einteilen.
1.) Starkes Wachstum der Erwerbsbevölkerung
Die erste Gruppe enthält die Volkswirtschaften, die ein schnelles Wachstum ihrer Erwerbsbevölkerung verzeichnen werden. Diese Länder konzentrieren sich auf Afrika (Sub-Sahara), wo die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwar langsamer wachsen dürfte als in den vergangenen Jahrzehnten, aber immer noch schnell um etwa 2-3 % pro Jahr. Tatsächlich könnte sich die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter in den nächsten drei Jahrzehnten in weiten Teilen der Region verdoppeln.
2.) Produktivitätswachstum
Die zweite Gruppe von Ländern enthält diejenigen, die über Produktionssektoren verfügen (oder die Aussicht haben, diese zu entwickeln), die das Produktivitätswachstum vorantreiben können. Dazu gehören große Teile Süd- und Südostasiens sowie Teile Nordafrikas und Mexikos. Das verarbeitende Gewerbe ist tendenziell in der Lage, gering qualifizierte Arbeitskräfte zu assimilieren und Technologie und Know-how zu absorbieren, was zu größeren Produktivitätssteigerungen führt. Dies sollte ein schnelleres BIP-Wachstum, stärkere reale Wechselkurse und eine schnellere Einkommenskonvergenz unterstützen.
3.) Profiteure der Ökologisierung
Die dritte Gruppe von EM-Outperformern enthält diejenigen, deren Rohstoffexportkorb sie zu Nutznießern der „Ökologisierung“ der Weltwirtschaft machen könnte. Insbesondere würde eine stärkere Verbreitung von Elektrofahrzeugen (EVs) die Terms of Trade von Produzenten bestimmter Metalle (z.B. Kupfer) wie Chile und Peru verbessern, was eine stärkere Nachfrage und höhere reale Wechselkurse ermöglichen würde.
Die Gruppe der „Verlierer“
Schließlich gibt es viele Schwellenländer, die eine unterdurchschnittliche Performance aufweisen und in der globalen Rangliste abrutschen werden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Länder, die mit einer demografischen Krise (Teile Ostasiens und Osteuropas), einer langfristigen Verschlechterung ihrer Terms of Trade (Ölproduzenten) und/oder niedrigen Investitionen konfrontiert sind, die das Produktivitätswachstum bremsen (Teile Lateinamerikas, Südafrika).
Fazit:
Die von Capital Economics aufgeführten Entwicklungen werden wir sehr bewusst in unsere langfristigen Anlageentscheidungen mit einbeziehen. Denn diese Entwicklungen werden unbeirrbar von den Tagesaktualitäten stattfinden.