Abkoppelung der Börsen von der wirtschaftlichen Lage

Aktuell, so könnte man meinen, haben sich die Weltbörsen von der weltwirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt. Während gerade die US Indizes, wie der Dow Jones Index kurz vor neuen Höchstständen notiert oder der NASDAQ sogar bereits darüber notiert, bereiten uns die Meldungen von den weltweiten wirtschaftlichen Entwicklungen Sorgen.

Handelsrückgang so groß wie seit der Finanzkrise nicht mehr

So ist der weltweite Handel in den 3 Monaten von Dezember 2018 bis Februar 2019 um 1,9 % zurück gegangen. Das ist in einem Dreimonatszeitraum seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr passiert.

Ifo Geschäftsklimaindex im April wieder rückläufig

Ebenso vermelden die Experten vom ifo Institut einen Rückgang des ifo Geschäftsklimaindex. Demnach blicken die Chefs der deutschen Wirtschaftsunternehmen aktuell wieder pessimistischer in die Zukunft, so ist der ifo Geschäftsklimaindex im April 2019 auf 99,2 % gesunken.

Die etwas bessere Erwartungshaltung im März dieses Jahres ist in den Chefetagen wieder verflogen. Die Wirtschaftsaussichten trüben sich leicht ein, die Deutsche Wirtschaft verliert an Stärke.

So ging auch die Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe zurück, sie liegt aber mit 85,4 % noch über dem langjährigen Mittel von 83,7 %.

Positive Signale gibt es aus dem Dienstleistungssektor, hier ist der Index leicht gestiegen. Ebenso sind die Unternehmensführer im Baugewerbe leicht positiv gestimmt, so dass hier dieser Index auch gestiegen ist, dennoch kommen hier Stimmen auf, die befürchten lassen, ob die Hochkonjunktur am Bau weiterhin Bestand haben kann.

Aus dem Einzelhandel kommen eher pessimistischere Einschätzungen, hier gab der Index leicht nach.

Summa summarum ist der ifo Geschäftsklimaindex im April 2019 rückläufig.

Steht Deutschland vor einer Rezession?

Die umfragebasierten in der Zukunft liegenden Daten sehen aktuell negativer aus, als die harten Daten, die über die tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklungen berichten.

Nach wie vor ergeben diese Daten, dass wir aktuell keine Rezession in Deutschland oder Europa haben. Viele Faktoren die zu einem Rückgang der Wachstumsraten geführt haben, können als Einmaleffekte identifiziert werden, wie z.B. das Niedrigwasser im Rhein im vergangenen Sommer, das zur Folge hatte, dass Häfen an petrochemische Anlagen an den Rheinufern nicht angefahren werden konnten – mit negativen Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette. Oder die Einführung neuer Abgasstandards (WLTP) bei der Zulassung neuer Automodelle, die die Autoindustrie kurzfristig lahm legte, viele Automodelle konnten monatelang nicht bestellt werden.

Diese Effekte sind ausgelaufen und werden in 2019 keine weitere Konjunkturbremse sein.

Der Dienstleistungssektor kompensiert teilweise rückläufige Handelsaktivitäten

Da der Dienstleistungssektor von den Handelskonflikten und Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China eher weniger tangiert ist, kann ein gewisser Teil der Wachstumsrückgänge aus der Industrie kompensiert werden. Die Arbeitslosenquote und die robuste Inlandsnachfrage können dazu beitragen, dass Deutschland nicht in eine Rezession abrutscht. Entscheidend dafür dürfte sein, wie lange sich die Schwäche der Industrie hält und ob diese Schwäche dazu geeignet sein wird, die Verbraucherstimmung kippen zu lassen.

Eine Beilegung des Handelskonflikt in absehbarer Zeit würde positive Impulse bringen

Sollten sich die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, aber auch zwischen USA und Europa in absehbarer Zeit legen, dann dürfte von dieser Seite ein positiver Impuls auf das Weltwirtschaftswachstum und somit auch auf das Wachstum von Deutschland als exportorientierter Handelspartner einhergehen.

Börsianer spekulieren auf eine Beilegung des Handelsstreits

Trotz der negativen Zahlen, die aus den Wirtschaftsdaten heraus zu lesen sind, scheinen die Börsianer aktuell auf eine Beilegung der Handelsstreitigkeiten, und somit auf eine Erholung der Konjunkturdaten in den nächsten Monaten zu setzen.