Wir haben uns an die jahrelange „Nullzinspolitik“ der Europäischen Zentralbank und folglich der Geschäftsbanken gewöhnen müssen, die sicher zu einem guten Teil mit der Rettung der „Südstaaten“ in Europa und damit der Stabilisierung der EU und des Euro begründet wurde.
Sollten sich die Währungshüter jedoch zur Durchsetzung von schmerzhaften Negativzinsen von beispielsweise 3% bis 5 % entscheiden, würde das die Menschen ins Mark treffen. Dieser Abschlag bzw. der „Strafzins“ wäre momentan nur zu umgehen, wenn man sein Geld vom Konto abhebt und als Bargeld lagert.
Nun könnte man sagen: Dann schaffen wir doch das Bargeld ab, dann könnten sich die Sparer durch Barabhebung nicht mehr den Negativzinsen entziehen. Das allerdings ist jedoch aus vielen Gründen kaum praktikabel, da in vielen Ländern immer noch ein hoher Anteil an Transaktionen bar abgewickelt wird. Auch wäre es in einem solchem Szenarium unabdingbar, ein Bankkonto zu unterhalten.
Die europäischen Banken zahlen aktuell für die Hinterlegung ihrer Liquidität bei der Europäischen Zentralbank bereits einen Strafzins von 0,4 %. Banken in Deutschland sind noch sehr zurückhaltend bei der Weitergabe dieser Strafzinsen an ihre Kunden für ihre Kontoguthaben, da sie die Abwanderung der Gelder befürchten und damit diesen Kunden keine Anlageprodukte mehr verkaufen können.
Erst kürzlich haben sich die Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) Gedanken darüber gemacht, wie bei der nächsten Wirtschaftskrise geeignete Maßnahmen der Notenbanken und Politik aussehen könnten, denn einfach hohe Negativzinsen einzuführen, damit die Menschen mehr konsumieren, wird so ohne weiteres wohl nicht funktionieren.
Um einer „Flucht in Bargeld“ bei hohen Negativzinsen auf den Konten zu begegnen, würden zwei separate Währungen eingerichtet werden, für Bargeld und für elektronisches Geld (Kontoguthaben). So würde dann in Zeiten negativer Zinsen auch das Bargeld kontinuierlich gegenüber dem elektronischen Geld abwerten.
Zugegeben, das sind recht wagemutige Gedanken. Aber in der Welt, in der wir leben, haben sich in den letzten 20 Jahren viele Veränderungen ergeben, die wir nicht für möglich hielten. Sollten diese oder ähnliche „Modelle“ länderübergreifend politische Zustimmung finden, muss sich der Anleger bzw. jeder Mensch Gedanken darüber machen, auf welchem der möglichen Pfade er diesem Szenario der „Enteignung“ entkommen bzw. wie er die Auswirkungen abfedern kann.
Als Vermögensverwalter machen wir uns fortlaufend auch dazu Gedanken und sprechen mit Kollegen und anderen Fachleuten, um geeignete „Modelle“ zu erarbeiten, wie wir unseren Kunden Hilfestellungen geben können.