Editorial der Freitags-Info vom 26.01.2024

Geposted von Thomas Boldt am

Ist Bitcoin eine Krisenwährung?

Die Bauernproteste in Folge der Kürzungen der Agrarsubventionen zeigen: Die Kassen des Staates sind leer. Oder zumindest wird das Geld nicht so ausgegeben, wie sich das viele Bürger wünschen. Ausgelöst wurden die Proteste, weil das Bundesverfassungsgericht der Regierung verboten hat, weitere Milliarden über Schattenhaushalte zu finanzieren. In unserer Demokratie muss das Geld des Staates transparent ausgegeben werden und erfordert einen Beschluss des Bundestages.

Auf einmal fehlten also viele Milliarden im Staatshaushalt. Und so kürzte die Regierung eben ganz plötzlich die Hilfen und Steuervergünstigungen für die Landwirtschaft zusammen. Der Protest kam prompt, so dass mittlerweile der größte Teil der Kürzungen bereits wieder zurückgenommen werden musste. Fakt ist aber, dass dadurch weiterhin Geld im Staatshaushalt fehlt, das an anderer Stelle eingespart werden muss.

Einige Crash-Propheten prognostizieren ja bereits seit vielen Jahre das Ende unseres Geldsystems. Und die steigende Neuverschuldung, die angesichts immer neuer Subventionen und Ausgabenprogramme unserer Regierung unvermeidlich erscheint, dürfte Wasser auf die Mühlen der Kritiker des Euro sein. Dabei trifft die Kritik nicht nur unsere Gemeinschaftswährung, sondern auch den Dollar und andere Papiergeldsysteme. In Japan sieht es auch nicht besser aus. Fast überall auf der Welt werden Schulden gemacht, die durch die Druckerpresse der Notenbank finanziert werden. 

Wäre es da nicht gut, wenn man eine unabhängige Währung hätte, die nicht beliebig vermehrt werden kann? Seit Jahrtausenden vertrauen Menschen zu Recht auf Gold, Silber und andere Edelmetalle, wenn es darum geht, den Wert des eigenen Vermögens zu erhalten. Die Edelmetalle haben aber zwei entscheidende Nachteile: Die Aufbewahrung ist unsicher (oder teuer) und sie sind schwer teilbar, wenn kleinere Beträge bezahlt werden sollen. Seit 2008 gibt es für immer mehr Menschen eine Alternative:

Ein unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto bekannter Entwickler schrieb den Code für Bitcoin. Die erste Kryptowährung der Welt war geboren. Die maximale Menge des Bitcoin ist durch den Code begrenzt. Je mehr Bitcoin es schon gibt, desto schwieriger wird das Mining, also die Erschaffung neuer Bitcoin. Durch diese künstliche Verknappung kann die Kryptowährung eine Geldfunktion verkörpern. 

Die großen Bitcoin-Miner fahren gerade jetzt weltweit ihre Maschinen hoch, solange bis sie durchglühen. Denn ungefähr um den 22. April herum findet das nächste Bitcoin-Halving statt. Ganz konkret: Dann wird der Arbeitslohn oder der Gewinn, den der Miner pro geschürften Block erhält, halbiert. Da lohnt es sich schon im Vorfeld quasi noch zu vollem Geld einige Extra-Schichten zu fahren. Ganz kurz nur: Sobald 210.000 Blöcke geschürft worden sind, geht der Bitcoin-Markt automatisch ins Halving oder in die Halbierung. Damit werden wir im April das insgesamte Halving im Markt erleben, denn dann sind 840.000 Blöcke an die Blockchain angehängt worden.  

Aktuell erhalten die Miner wie Canaan oder Bitfarms pro Block exakt 6,25 Bitcoin. Ab dem 22. April gibt es für die Betreiber der millionen-schweren Großrechner nur noch 3,125 Bitcoin. Es lohnt sich also, jetzt nochmal das Material zu strapazieren. Wartungsarbeiten und andere Entspannung muss derweil also noch etwas warten.  

So überrascht es nicht, dass die Bitcoin-Notierung im Januar nochmals spürbar rückläufig war. Insgesamt verlor die Kryptowährung rund 7.000 USD und kostete zuletzt nur noch rund 40.000 USD. Hier half auch nicht, dass die US-Börsenaufsicht Anfang des Jahres erstmals echte Bitcoin-ETFs zugelassen hatte, die nicht auf derivaten Konstruktionen beruhen, sondern auf dem nackten Spotpreis, der fortlaufend ermittelt wird. Am Markt geht man nun davon aus, dass diese insgesamt 11 ETFs frisches Kapital in die Kryptowährung ziehen werden. Natürlich wird es auch interne Umschichtungen geben. Sicherlich wird der eine oder andere Anleger seine Bitcoin-Bestände nun von seiner unregulierten Kryptobörse abziehen und stattdessen einen regulierten Bitcoin-ETF des neuen Typs kaufen. Trotzdem gehe ich davon aus, dass die neuen ETFs auf breiter Front frische Mittel zusätzlich anziehen werden, auch gerade von Profi-Anlegern wie etwa Lebensversicherern oder Pensionsfonds, die bekanntlich unkompliziert handelbare ETFs mögen.  

Und zuletzt gilt: Das regelmäßige Halving verleiht der digitalen Währung eine gewisse grundsätzliche innere Stabilität. Dieser eingebaute Mechanismus zur Selbstverknappung des Volumens war schon enorm innovativ und bildet nach meiner Einschätzung den harten Wertkern dieser Kryptowährung.

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein spannendes Wochenende.

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH