Wann zeigt die Ankurbelung der chinesischen Wirtschaft Wirkung?

Geposted von Hans Heimburger am

Seit einigen Monaten unternimmt die Chinesische Regierung eine Reihe von Maßnahmen, um das Wirtschaftswachstum im Land zu beschleunigen. Allerdings sind die Erfolge bisher eher bescheiden und keinesfalls mit den konjunkturellen Ankurbelungen von 2008/2009 zu vergleichen.

Es dürfen keine Wunderdinge erwartet werden

Die globale Bewältigung der akuten Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008 und zu Beginn des Jahres 2009 war nicht zuletzt auf die schnelle und vehemente Stimulation der chinesischen Wirtschaft zurückzuführen. Die Führung des Landes hatte seiner Zeit die enormen finanziellen Resourcen des Riesenreichs in die Waagschale geworfen, um eine möglicherweise  lang anhaltende  weltweite Rezession, mit gravierenden Folgen für China selbst, zu verhindern. Dies ist vor knapp vier Jahren eindrucksvoll gelungen und China hat sich unterschwellig den Ruf des „Weltretters“ erworben.
Heute ist die Situation eine andere: wir befinden uns nicht in einer globalen Rezession. Die  Euro-Schuldenkrise hemmt zwar die wirtschaftliche Entwicklung weltweit aber es ist und bleibt im Kern eine lokale Krise. Das Wirtschaftswachstum in Amerika fährt zwar auf Sparflamme und wird von vielen, vor allem mit Blick auf den Arbeitsmarkt, als unbefriedigend erachtet, dennoch sehen wir stetiges  Wachstum in der größten Volkswirtschaft der Welt. Andere Schwellenländer wie etwa Brasilien oder die asiatischen Nachbarn der Volksrepublik generieren Zuwachsraten, auch wenn diese geringer ausfallen wie  in der Vergangenheit. Zählt man diese Faktoren zusammen, dann gibt es für China keinen Grund aktuell und vorschnell noch schwereres Geschütz aufzufahren.

 

Die ergriffenen Maßnahmen sind breit angelegt und benötigen einfach Zeit zur Entfaltung

Seit Mai 2012 hat die chinesische  Zentralbank den Leitzins zweimal gesenkt und damit die Kreditkosten um rund 100 Basispunkte reduziert. Der Mindestreservesatz der Geschäftsbanken wurde um 150 Basispunkte seit Ende 2011 gesenkt, um die Interbankenliquidität zu erhöhen und die Genehmigungsprozesse  für Infrastrukturprojekte wurden beschleinigt. All dies zeigt, dass die politischen Verantwortlichen in China nicht untätig sind und die Konjunktursteuerung in gewohnter Weise recht feinfühlig betreiben. Allerdings benötigen diese Maßnahmen eine gewisse Zeit, um in der Realwirtschaft Ihre Wirkung zu entfalten. China wird den Weg, die eigene Binnenkonjunktur und den privaten Konsum zu entwickeln unbeirrbar weitergehen. Dies wird die Wirtschaft insgesamt „mündiger“ werden lassen und die direkte staatliche Einflussnahme (über die staatlichen Unternehmen) zukünftig etwas schwieriger gestalten.

 

die blaue Linie zeigt die öffentlichen Ausrüstungsinvestitionen und die schwarze Linie die Investitionen der staatseigenen Betriebe

 

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.