Aktienmärkte weltweit: Liquidität versus Bewertung

Geposted von Hans Heimburger am

Die zukünftige Entwicklung  der Geldpolitik seitens der amerikanischen Notenbank dürfte auch in den kommenden Wochen sehr großen Einfluss auf die Aktienmärkte weltweit ausüben.

Die hohe Liquidität bleibt zunächst erhalten

Nach der von den Marktteilnehmern als große Überraschung empfundene Entscheidung der Federal Reserve, die monatlichen Anleihekäufe jetzt (noch) nicht zu reduzieren, geht die Diskussion in eine neue Runde. Da es aber nicht mehr die Frage ist, ob die Fed das quantitative Easing in den kommenden Monaten verringern wird, sondern allein wann sie dies umsetzt, ist in den kommenden Wochen eine etwas höhere Volatilität an den Märkten wahrscheinlich.
Denkbar ist, dass die US Notenbank eine moderate Rückführung der Anleihekäufe auf ihrer Dezember-Sitzung ankündigt. Gleichwohl wird sie sehr behutsam vorgehen und eine Kürzung um 10 – 15 Mrd. US Dollar anstreben. Im Moment spricht vieles dafür, dass Janet Yellen die Nachfolge von Ben Bernanke an der Spitze der amerikanischen Notenbank antritt. Da sie dem Lager der geldpolitischen Tauben zugeordnet wird, liegen erste Zinserhöhungen in eher ferner Zukunft.

Auch EZB und Bank of Japan bleiben expansiv

Die absolute Fokusierung auf die Notenbankpolitik in Amerika in den zurückliegenden Tagen läßt die Tatsache, dass die europäische Zentralbank, die japanische Notenbank (BoJ) und nicht zu vergessen die britische Notenbank aktuell allesamt eine sehr lockere Geldpolitik betreiben, fast schon in den Hintergrund rücken.

Die BoJ zieht ihr Programm zur Ausweitung der Geldmenge, mit dem Ziel eine Reinflationierung in Japan zu erreichen, konsequent durch. Die EZB wird auch im kommenden Jahr alle geldpolitischen Hände voll zu tun haben, um das zarte Pflänzlein der europäischen Konjunkturerholung mit ausreichend Liquidität (und keinesfalls mit Zinserhöhungen) zu hegen. Auch die britische Notenbank wird an ihrem expansiven Kurs der Geldpolitik festhalten.

Die Aktienmarktbewertungen sind nicht mehr ganz billig

Die jüngsten Kursanstiege der Aktienmärkte in den Industriestaaten hat die vormals günstigen Aktienmarktbewertungen zweifelsohne verteuert. Legt man für den S&P 500 eine 2013er Gewinnschätzung von 110 US Dollar zu Grunde, dann errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (Basis S&P 500 bei 1.691 Punkten) in Höhe von 15,4. Die Gewinnschätzungen für 2014 liegen gemäß unserer Quellen im Bereich von 116 Dollar. Somit ergibt sich ein 2014er KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 14,6.

Etwas günstiger stellen sich die Aktienmarktbewertungen in Europa dar. Für den Euro Stoxx 50 errechnet sich ein 2013er KGV in Höhe von 13 und für das Jahr 2014 in Höhe von 11,7. Ganz ähnlich präsentieren sich die Zahlen für unseren heimischen DAX: KGV Schätzung 2013 liegt bei 12,7 bzw. 11,5 für das kommende Jahr.

Fazit:
So lange die großen Notenbanken die Märkte weiterhin mit viel Liquidität ausstatten sind weitere Aktienkursanstiege sehr gut möglich. Wie wir in der Kursentwicklung seit Mai 2013 gesehen haben, ist bereits eine Diskussion um eine etwas restriktivere Geldpolitik eher kontraproduktiv für die Aktien- und Rentenmärkte. Diese Diskussion wird auch zukünftig geführt werden. Somit sind temporär etwas höhere Kursschwankungen sehr wahrscheinlich.

 

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.