To taper or not to taper, das ist hier die Frage

Geposted von Hans Heimburger am

Die Abwandlung des berühmten Zitats aus der Tragödie Hamlet von William Shakespeare beschreibt den Konflikt, in dem sich die amerikanische Notenbank Fed offensichtlich befindet, recht gut (to taper = abnehmen, kleiner, geringer werden). Nach den verbalen Vorbereitungen seit Anfang Mai, die monatlichen Anleihekäufe im Verlauf des Jahres 2013 möglicherweise zu reduzieren, war die Entscheidung der Fed am Mittwoch, zunächst keine Drosselung vorzunehmen, sehr überraschend.

Die Finanzmärkte feiern die Entscheidung der Fed

Rund um den Globus stiegen die Aktien- und Anleihekurse. Der deutsche Aktienindex DAX erreichte mit 8.770 Punkten zwischenzeitlich ein neues Rekordhoch. Der Euro befestigte sich deutlich gegenüber dem US Dollar und stieg um 2 Cent auf 1,35 an. In der Grafik wird der heftige Anstieg des Wechselkurses Euro/USD am 19.9. besonders deutlich: 

EUR - USD seit dem 20.06.2013

Allerdings wollte Notenbankchef Ben Bernanke eine Kürzung der Anleihekäufe noch vor dem Jahresende nicht ausschließen. Nach unserem Dafürhalten hat der starke und schnelle Zinsanstieg bei 10 jährigen Treasuries in den vergangenen Monaten (seit Mai 2013) die Währungshüter nachdenklich gestimmt. Der nachfolgende Chart verdeutlicht den enormen Renditeanstieg, der in einer prozentualen Betrachtung einer der stärksten Anstiege der vergangenen Jahrzente war.

 10 jährige US Treasuries

 

Auch deutliche Kritik über das Abwarten der US Notenbank

Eine Reihe von Volkswirten kritisierten die Entscheidung der Fed, die montlichen Anleihekäufe in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar vorerst unverändert fortzusetzen. Sie sehen die Gefahr, dass diese üppige Liquidität weiterhin in die Anlagemärkte fließt und eine Blasenbildung fördert. Ein Platzen der Blase sei dann irgendwann in Zukunft unweigerlich und könne die Finanzmärkte destabilisieren.

Fazit:
Die Entscheidung der amerikanischen Notenbank empfanden die Märkte als (positive) Überraschung. Der Gerechtigkeit halber muss man erwähnen, dass die Fed nie das September-Meeting als Startpunkt für eine Kürzung festgelegt hatte. Diese Interpretation hatten sich jüngst die Marktteilnehmer selbst zurechtgelegt. Es muss allen klar sein, dass die Geldpolitik in Amerika (und nicht nur dort) hart an die Grenzen des Möglichen gegangen ist und der Weg zurück zur „Normalität“ alles andere als einfach sein wird.

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.