Aktienrückkäufe: Vorteil für den Aktionär?

Geposted von Hans Heimburger am

Immer häufiger wird von geplanten Aktienrückkäufen der börsennotierten Unternehmen berichtet. Auf der anderen Seite erhöht die Deutsche Bank ihr Grundkapital durch ein Bezugsrecht und begibt zeitnah nachrangige Anleihen, um den internationalen Anforderungen für das Eigenkapital zu entsprechen.

Wie neue Aktien in Umlauf kommen

Um ein Aktienrückkaufprogramm einordnen zu können, muss man zuerst betrachten, wie zusätzliche Aktien in Umlauf kommen. Neue Aktien können durch Kapitalerhöhungen in bar oder durch Sacheinlagen, aber auch durch Optionsprogramme und Wandel-/Optionsanleihen entstehen. Die Veränderung der Anzahl der ausgegebenen Aktien hat einen Einfluss auf eine der wichtigsten Kennzahlen: das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Mehr Aktien bei gleichbleibendem Gewinn erhöhen das KGV und verwässern den Gewinn. Bei einem Split (z.B. Apple 7:1 im Juni d.J.) verändert sich das KGV nicht. Denn durch den Split hat sich bei Apple der Kurs sowie der Gewinn je Aktie im gleichen Verhältnis geändert.

Das KGV als Kennzahl für den Erfolg eines Unternehmens

Der Gewinn je Aktie ist eine der meistbeachteten Kennzahlen. Unternehmen, die die Prognosen der Analysten für diese Kennzahl verfehlen, werden an der Börse abgestraft. Die Märkte erwarten Jahr für Jahr steigende Gewinne, aus denen sich weitere Kursavancen ableiten lassen. Durch Rückkaufprogramme wird die Anzahl der ausstehenden Aktien reduziert mit der Folge, dass der Gewinn je Titel steigt.

Die Intention für die Programme kann durchaus unterschiedlich sein. Für den Aktionär ist neben einer regelmäßig steigenden Dividende eine positive Kursentwicklung wichtig. Viele Unternehmen achten darauf, dass die Dividenden nicht Jahr für Jahr schwanken.

In einer Tiefzinsphase müssen die Gesellschaften entscheiden, was mit der freien Liquidität nach Dividende geschieht, denn die Anlage der überschüssigen Liquidität wirft kaum Rendite ab. Zur Auswahl steht zum Beispiel eine Investition in neue Anlagen, eine Steigerung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung,  der Kauf anderer Firmen – oder eben der Rückkauf der eigenen Aktien.  

1.500 Mrd USD für Aktienrückkäufe in nur vier Jahren

In den letzten 4 Jahren haben US-Unternehmen Aktien im Wert von über 1.500 Mrd. USD zurückgekauft. Die Deutsche Bank geht davon aus, dass von den Gewinnsteigerungen im S&P 500 von ca. 6% -7% p.a. zwischen 1%-2% durch Aktienrückkäufe zustande kommen. Ein Grund für die Nutzung von Rückkäufen kann in der Vergütung des Managements liegen, die eventuell an Zielen wie Gewinn je Aktie oder der Kursentwicklung bemessen wird. Apple, Amazon und Google haben trotz hoher Liquiditätsreserven Anleihen begeben, um Aktien zurückzukaufen. Die Liquidität liegt bei den Auslandstöchtern und kann aus steuerlichen Gründen nicht zur Dividendenzahlung genutzt werden. Aus Aktionärssicht haben wir in Deutschland keine Unterscheidung in der Besteuerung von Kursgewinnen und Dividenden. In anderen Ländern ist die Besteuerung unterschiedlich, so dass der Aktionär durch den Aktienrückkauf günstiger gestellt ist.

Bei allen Betrachtungen sollte man auf den absoluten Gewinn einer Gesellschaft schauen, denn nur so kann man erkennen, ob ein wirklicher Mehrwert für den Aktionär geschaffen wurde.  

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.