Chinas Geheimwaffe – der Renminbi

Geposted von Thomas Boldt am

Währungsabwertung – Chinas Antwort auf weitere Zölle

Die Chinesische Notenbank PBOC  (Peoples Bank of China – als ausführendes Organ der Staatsführung) hat als Reaktion auf die jüngste Eskalation im Handelsstreit mit Amerika den Renminbi gegenüber dem US Dollar auf 7.00 abgewertet. Unser Research-Liferant, Capital Economics, bezweifelt, dass die PBOC diesen Schritt unternommen hätte, wenn sie nicht gewillt wäre, eine weitere Abwertung der Währung zuzulassen. Capital Economics geht davon aus, dass eine weitere Kursabschwächung Richtung 7,30 US Dollar bis Jahresende möglich ist. Die Aussicht auf eine weitere Schwäche des Renminbi hat eine Debatte ausgelöst, ob dies Chinas Wirtschaft helfen oder schaden wird.

Die Nachteile für China

Eine schwächere Währung verteuert die Importe, kurbelt die (sehr niedrige) Inflation an und belastet den Konsum. China ist jedoch kein besonders importintensives Land. Capital Economics schätzt, dass eine Währungs-Abwertung um 10% die Verbraucherpreise höchstens um 0,5% erhöhen würde, was zu einem Rückgang des realen Wachstums des Bruttoinlandsproduktes BIP um rund 0,1% führen würde.

Der Einsatz der Währung im Handelskonflikt löste auch größere Bedenken hinsichtlich Kapitalabflüssen, Fremdwährungsverschuldung und einer nochmaligen Eskalation der Verhältnisse mit Amerika aus. Es ist richtig, dass die Abwertung des Renminbi die Beziehungen zwischen den USA und China weiter belasten wird. Capital Economics ist jedoch der Meinung, dass die Verhandlungen zwischen den beiden Ländern ohnehin zum Scheitern verurteilt sind, selbst wenn die PBOC keine Interventionen vorgenommen hätte.

Unterdessen wird die Bedrohung durch Kapitalabflüsse und Fremdwährungsschulden häufig überbewertet. Nach den starken Kapitalabflüssen in den Jahren 2015 und 2016 hat China ein effizientes System der Kapitalverkehrskontrollen eingerichtet, so dass sich die Outflows in Grenzen halten werden.

Chinas Fremdwährungsverschuldung ist in den letzten Jahren zwar gestiegen, aber mit nur 10% des BIP bleibt sie im Emerging-Markets-Vergleich niedrig. Darüber hinaus löst die Zusammensetzung der Schulden keine Alarmsignale aus. Etwa die Hälfte der Fremdwährungsverbindlichkeiten Chinas entfällt auf den Bankensektor, der ebenfalls beträchtliche Fremdwährungsaktiva hält.

Die Grafik stellt die Fremdwährungsassets (blau) und die Fremdwährungsverbindlichkeiten (schwarz) des Staates, der Banken und der Unternehmen gegenüber

 

Die Vorteile für China

Da der chinesische Staat, Banken und Unternehmen alle positive Nettovermögenspositionen in Fremdwährungen halten, werden sie alle von einem schwächeren Renminbi profitieren, zumindest aus bilanzieller Sicht. Natürlich ist die Relation Fremdwährungsvermögen zu Fremdwährungsverbindlichkeiten nicht bei allen Unternehmen gleich verteilt, so dass einige in Schieflage geraten können. Angesichts der Fähigkeit des Staates, den Banken und Unternehmen im Bedarfsfall Devisen zuzuführen, sollten die Gewinne die Verluste auf Makroebene überwiegen.

Ein schwächerer Renminbi wird vor allem den chinesischen Exporteuren eine willkommene Erleichterung bieten. Hierbei muss man vor allem die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich mit den asiatischen Nachbarländern im Auge behalten. was wiederum zur Förderung der Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe, der Investitionen und des Einkommenswachstums beiträgt.

FAZIT: Bei einer Währungsabwertung von 10% sollten die genannten Vorteile das BIP um rund 0,2% ankurbeln und damit die Nachteile von 0,1%  mehr als ausgleichen.

 

 

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH