Die Verschuldungssituation der US-Bürger verbessert sich

Geposted von Hans Heimburger am

Die Staatsschuldenkrise in Europa hat in den vergangenen Monaten sehr viel Raum in der Berichterstattung aller Medien eingenommen. Dies hat, aus US-Sicht sehr gewollt und geschickt gesteuert, den Blick von der nicht mindergroßen Verschuldung des amerikanischen Staates abgelenkt. Allerdings gibt es an der amerikanischen „Schuldenfront“ auch positive Entwicklungen.

Der Abbau des Verschuldungsgrades der privaten Haushalte ist auf einem guten Weg

In unserer Erinnerung markiert die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 den Beginn der heißen Phase der Finanzmarktkrise. Einer der Hauptgründe hierfür war das Platzen der US-Immobilienblase und die Erkenntnis, dass damals der Schuldenstand der US-Hauhalte ein tragfähiges Niveau längst überschritten hatte. Ende 2007 lag die Verschuldung der US-Haushalte bei 135% des verfügbaren Einkommens. 

Nach der Jahrtausendwende stieg der kreditfinanzierte Konsum nochmals extrem an. Eine Begrenzung schien es nicht zu geben. Bei der Bewältigung der nachfolgenden Krise haben die Amerikaner einmal mehr ihre hohe Flexibilität bewiesen. Der Gürtel wurde enger geschnallt und eine unverkennbare finanzielle Konsolidierung schritt (und schreitet) voran. Mittlerweile liegt die Verschuldung in Relation zu den verfügbaren Einkommen bei 114%.

Die blaue Linie zeigt die Verschuldung der US-Haushalte in Prozent des verfügbaren Einkommens

Allerdings ist das „Gürtel enger schnallen“ nur die halbe Wahrheit. Der, wenn auch langsame, wirtschaftliche Aufschwung in Amerika nach der Krise hat die Einkommen der Menschen steigen lassen. Der Beitrag dieser Komponente an der Verbesserung der Schuldensituation liegt bei 72%, die tatsächliche Reduzierung der Schulden hat lediglich einen Beitrag von 28% geleistet.

Wann und bei welcher Ziffer kann ein tragfähiges Schulden-Niveau erreicht werden?

Bei einer langfristigen Betrachtung seit Anfang der 1950er bis heute sollte man zwei Dinge berücksichtigen: 

  1. Die Wildwüchse von 2000-2007, mit einer Kreditvergabe der Banken sehr oft ohne gesunden Menschenverstand, was die Rückzahlung der Ausleihungen anbelangt, wird sich (hoffentlich) so schnell nicht wiederholen.
  2. Das Kreditwachstum in den USA in den 1980ern und 1990ern ist ein gutes Stück der besseren und einfacheren Kreditverfügbarkeit (sinnvolle Deregulierungen) geschuldet, so dass man hier nicht von einem Exzess im Vergleich zu den Vorjahren sprechen kann. Per Saldo scheint eine Verschuldung von 100% in Relation zum verfügbaren Einkommen langfristig tragbar zu sein.

Um die zeitliche Komponente zu bestimmen, wie lange der Anpassungsprozess noch dauern könnte, hilft ein Blick auf vergleichbare Situationen in anderen Ländern. Hierzu bieten sich Schweden und Finnland an, die im vergangenen Jahrhundert einen vergleichbaren Weg der massiven Verschuldung und anchließenden Konsolidierung durchlaufen haben.

 

bei einer ähnlichen Entwicklung wie in Schweden (hellgrau) und Finnland (dunkelgrau), könnten die USA (blau) in etwa zwei Jahren den Konsolidierungsprozess durchlaufen haben.

 

Fazit: Wenn die US-Konjunktur das verhaltene, aber doch stabile Wachstum der vergangenen zwei Jahre fortsetzen kann, sind die amerikanischen Haushalte durchaus in der Lage, ihre Verschuldung im Verhältnis zum Einkommen auf ein Niveau (100%) zu reduzieren, dass langfristig tragbar ist. Dies dürfte in etwa zwei weiteren Jahren machbar sein und könnte eine Stabilisierung und Verbesserung des US-Konsums nach sich ziehen.

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.