Die Woche der Notenbanken

Geposted von Hans Heimburger am

Am vergangenen Dienstag bekräftigte Mario Draghi seine Aussagen von der Pressekonferenz der EZB nach dem letzten Meeting der Notenbanker in Lettland. Dabei betonte er, dass der Werkzeugkasten der Zentralbank noch diverse Tools enthält und auch ein erneutes Anleihekaufprogramm (QE = Quantitative Easing) durchaus realistisch ist.

Am Mittwoch goss dann auch Fed-Chairman Jerome Powell Öl in das „Feuer der lockeren Geldpolitik“, indem er mögliche Zinssenkungen in Amerika avisierte.

Nähern wir uns dem Ende der Glaubwürdigkeit der Notenbanken?

Wir sehen diese Entwicklung seit geraumer Zeit sehr kritisch, wobei man gerechterweise zwischen der Politik der Fed einerseits und der Europäischen Zentralbank und der Bank of Japan andererseits differenzieren sollte.

Wie die nachfolgende Grafik verdeutlicht, hat die amerikanische Notenbank Fed seit Dezember 2015 den Leitzins in Amerika in behutsamen Schritten wieder erhöht (zuletzt im Dezember 2018).

Leitzinsentwicklung in Amerika seit Oktober 2008

Somit nutzte die Fed die Erholung der Konjunktur nach der Finanzmarktkrise, um sich wieder konventionelle geldpolitische Mittel (normale Zinssenkungen) „zu erarbeiten“. Und wenn sie nun mögliche Zinssenkungen für die kommenden Monate in den Raum stellt, um konjunkturellen Risiken zu begegnen, dann ist dies legitim und stellt im Grunde genommen eine völlig normale, unspektakuläre Notenbankpolitik dar.

Dass Donald Trump mit seinen unsäglichen Tweets voller Kritik (teilweise deutlich unter der Gürtellinie) den Fed-Verantwortlichen einen Bärendienst leistet, steht auf einem anderen Blatt.

Die EZB hat längst politische Aufgaben übernommen

Auch wenn dies Mario Draghi und seine Kollegen niemals zugeben würden (können), hat die Geldpolitik der EZB bereits mehr oder weniger die Grenze der (illegalen) Staatsfinanzierung überschritten.

Den Notenbankern im Eurotower zu Frankfurt ist es eben nicht gelungen, die gute Wirtschaftslage  in der Eurozone von Mitte 2016 bis ca. Mitte 2018 zu einer (gewissen) Normalisierung der Geldpolitik zu nutzen. Zu inhomogen war die wirtschaftliche Lage der einzelnen Staaten im Euroland, so dass nur der kleinste gemeinsame Nenner gezogen werden konnte und der hieß eben die ultralockere Geldpolitik (= Nullzinspolitik) beizubehalten.

Ich habe absolut keine Idee und Vorstellung mehr, wie die Europäische Zentralbank (und auch die Bank of Japan) aus dieser Nummer jemals wieder vernünftig rauskommen will.

Ist es purer Zufall dass Facebook gerade jetzt das „Libra-Projekt“ bekannt gibt?

Mit der geplanten Kryptowährung von Facebook (und namhaften Partnern) hätten mehr als 2,4 Milliarden Nutzer die Möglichkeit, über Facebook, Whatsapp oder Instagram getätigte Käufe in Libra abzuwickeln. Zwar lauern im regulativen Bereich noch einige Fallstricke, doch die Lancierung dürfte ganz generell Kryptowährungen neuen Rückenwind geben.

Das Facebook-Libra-Projekt ist in Größe, Anspruch und Erfolgswahrscheinlichkeit wegweisend, und verdient es ernst genommen zu werden.

Ich persönlich glaube sehr wohl, dass eine massentaugliche Kryptowährung durchaus etwas mit den massiven „Gelddruckaktionen“ der globalen Notenbanken zu tun hat. Für mich ist es ein Zeichen, dass erste führende Köpfe (und Vordenker) der internationalen Wirtschaft ein Stück weit Vertrauen in das aktuelle Notenbankregime verloren haben.

 

 

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.