Trump an Corona erkrankt – Wahlquoten brechen ein
Nach Bekanntwerden der Corona-Infektion stürzen die Quoten an den viel beachteten Wahlbörsen für den Präsidenten ab. Denn auch ein anderes richtungweisendes Projekt steht jetzt auf der Kippe.
Im Januar war der US-Präsident sicher, dass alles gut werde. Im Februar prophezeite Donald Trump, dass das Coronavirus verschwinden werde, „wie ein Wunder“. Im März sah er schon das Licht am Ende des Tunnels. Jetzt, ziemlich genau einen Monat vor der Wahl, ist er selbst infiziert. Und da fällt ihm seine Haltung in der Vergangenheit auf die Füße.
Abzulesen ist das an den Wahlbörsen. Dort sind die Quoten von Donald Trump über Nacht regelrecht abgestürzt. Seine Wiederwahl wird damit immer unwahrscheinlicher. Vor allem aber wächst die Unsicherheit, wie es in den USA in den kommenden Wochen weitergeht.
Der Absturz Trumps an den Wahlbörsen begann zwar schon nach dem Rededuell mit seinem Herausforderer Joe Biden. Davor lag letzterer der Wahlbeobachtungsseite RealClearPolitics zufolge mit einer Quote von 54,5 zu 45 vor Trump. Das weitete sich bis zum Donnerstag auf 61,3 zu 39,3 aus – der Abstand hatte sich also verdoppelt. Nun liegen die Quoten jedoch bereits bei 65 zu 31. Die Differenz entfällt auf Wetten auf andere Kandidaten, beispielsweise setzen auch 2% auf den Vizepräsidenten Mike Pence – sie rechnen offenbar damit, dass Trump stirbt und dann sein Vize antritt und gewinnt. Die Wahlbörsen sind ein gutes Barometer der Stimmung, da sie wesentlich schneller reagieren, als das Demoskopen könnten. Diese brauchen noch einige Stunden bis Tage, bevor sie neue Zahlen veröffentlichen können, die auf Befragungen nach Bekanntwerden der Infektion des Präsidenten beruhen. Die Wetter an den Börsen setzen zudem reales Geld ein – es sind also keine Spaßwetten.
Trumps Ansteckung mit dem Coronavirus wirft in einer heiklen Phase des Wahlkampfs zu viele offene Fragen auf. Denn nicht nur die Unsicherheit über den Gesundungsverlauf des Präsidenten und den Ausgang der Wahl ist gestiegen, auch das Schicksal des Konjunkturpakets, das die USA derzeit schnüren wollen, steht in den Sternen.
Zwar hat das Repräsentantenhaus gestern mit 214 gegen 207 Stimmen für ein Programm im Umfang von 2,2 Billionen USD gestimmt. Doch dort haben die Demokraten die Mehrheit. Im Senat jedoch, wo Trumps Republikaner dominieren, dürfte dieses Paket so nicht durchkommen. Denn sie wollen beispielsweise max. 400 USD Arbeitslosengeld pro Woche bezahlen, statt der nun vorgesehenen 600 USD. Insgesamt wollen sie rund 600 Mrd. USD weniger ausgeben. Von diesem Konjunkturpaket hängt letztlich aber ab, ob und wie schnell sich die gebeutelte US-Wirtschaft erholen kann, und das wirkt sich wiederum unmittelbar auf Umsätze und Gewinne der Unternehmen und damit auf deren Aktienkurse aus.
Allerdings kann sich die Stimmung auch sehr schnell wieder drehen – auch was die Chancen von Donald Trump betrifft. Denn bei der letzten Wahl lagen die Wettbörsen kräftig daneben. Einen Monat vor der Abstimmung hatte damals Hillary Clinton sogar einen noch größeren Vorsprung als Joe Biden jetzt, mit einer Quote von 78 zu 22. Am Wahltag selbst erreichte das Verhältnis sogar einen Wert von 88 zu 13 – es kam bekanntermaßen ganz anders.
Man sollte den aktuellen Präsidenten Donald Trump noch nicht abschreiben, auch wenn die Chancen einer Wiederwahl durch seine Corona-Erkrankung deutlich gesunken sind.
Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein schönes Wochenende. Bleiben Sie gesund!