Editorial der Freitags-Info vom 06.11.2020

Geposted von Thomas Boldt am

Amerika hat gewählt

Sicherlich war die US-Präsidentschaftswahl das medienbestimmende Großereignis der Woche. Auch wenn bis Freitag Mittag noch kein endgültiges Wahlergebnis vorliegt, so stehen die Chancen für den Herausforderer und Demokraten Joe Biden sehr gut neuer US-Präsident zu werden. Er liegt in den Bundesstaaten Arizona, Georgia und Nevada vorne und benötigt nur noch zwei dieser Staaten für den Sieg. Selbst ein Sieg in Pennsylvania ist ihm noch zuzutrauen, der Trend spricht klar für Biden.

Was können wir von Biden erwarten?

Die Börse feiert bereits den neuen „König“. So rückten die wichtigen Aktienindizes in den USA und auch in Europa in den vergangenen Tagen spürbar vor. Man probt also jetzt schon die neue Biden-Hausse und hofft darauf, dass der neue Präsident den Märkten frische Impulse verleihen wird.

Dabei wird absehbar das die Bekämpfung des Klimawandels für den Demokraten Biden Priorität haben wird. So sollen die USA gleich nach seiner Vereidigung wieder dem Pariser Klimaabkommen beitreten. Zunächst nur eine symbolische Geste, aber ein richtiger und wichtiger Schritt auf Europa zuzugehen.

Die Börsen handeln mit der Zukunft, und gerade gibt es dort die Hoffnung auf eine Art Traumkonstellation: Joe Biden wird Präsident und bringt Ruhe in die geopolitische Lage, d.h. die USA halten Abkommen ein und der Handelskrieg mit China und Europa entspannt sich wieder. Davon profitiert insbesondere die deutsche Exportindustrie. Für die Aktienmärkte positiv ist auch, wenn der Senat republikanisch bleibt. So wird neosozialistischen Tendenzen einiger Demokraten ein Riegel vorgeschoben, die höhere Unternehmenssteuern wollen.

Biden wird zunächst die innenpolitische Spaltung überwinden müssen und sich der medizinischen wie ökonomischen Bekämpfung von Corona widmen. Zu diesem Zweck denkt er durchaus „Trumpistisch“: Um Jobs zu schaffen propagiert er „Buy American“ und Produktion im Inland, nicht im Ausland. Auch „freundlich formulierte“ Zölle sind nicht ausgeschlossen. Biden hat nichts gegen deutsche Autos, wenn sie in den USA von amerikanischen Arbeitern zusammengeschraubt werden.

Was bedeutet das für Deutschland?

Da uns Amerika aber wirtschafts- und handelspolitisch nicht ans Händchen nimmt, müssen wir uns selbst führen. Statt aufgewärmter sozialistischer Ideologie müssen wieder die marktwirtschaftlichen Ärmel aufgekrempelt werden.

Wirtschaftskompetenz darf nicht zum Schimpfwort werden. Innovationspolitik, Wettbewerbsfähigkeit und das Leistungsprinzip kann man in einer egoistischen und konkurrenzstarken Welt nicht links liegen lassen.

Nicht zuletzt geht es um die wirtschaftlichen Chancen des neuen Megathemas Klimaschutz.

Nachdem wir die Digitalisierung haben schleifen lassen, müssen wir aufpassen, dass uns Bidens Vision eines Green America hierbei nicht den Schneid abkauft.

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein schönes und erholsames Wochenende.

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH