Editorial der Freitags-Info vom 07.01.2022

Geposted von Andreas Rosner am

Die sechs größten Krisen im Jahr 2022

Am Ende eines jeden Jahres richten wir gerne den Blick zurück auf das was war, um dann zum Beginn des neuen Jahres den Blick nach vorne zu richten, um zu erahnen was kommt. Und da gibt es veritable Krisen.

Corona Impfgefälle

Der Ausbruch des Coronavirus liegt fast zwei Jahre zurück und die Lage entwickelt sich auf den Kontinenten sehr unterschiedlich. Während es in den großen Industrienationen Licht am Ende des Tunnels gibt, ist die Versorgung der Bevölkerung mit Impfstoff gerade in Afrika noch sehr weit zurück. In der Demokratischen Republik Kongo sind gerade einmal 0,12% der Bevölkerung vollständig geimpft, in Äthiopien sind es gerade einmal 1,3 Prozent. Dies ist sicher ein idealer Nährboden für die Entwicklung weiterer Virusvarianten, die ein Ende der Coronapandemie deutlich in die Länge ziehen können.

Radikalisierung der Gesellschaft

Unter Präsident Donald Trump war dieses Problem vor allem in den USA sichtbar. Unvergessen ist der Sturm des Capitols vor genau einem Jahr. Auslöser damals war die Nichtanerkennung der Wahlniederlage. Im Zuge der Corona Krise hat sich im Laufe des letzten Jahres eine deutliche Spaltung in der Gesellschaft in Europa und vielen anderen Regionen weltweit entwickelt. Die Impfdiskussion treibt immer mehr Menschen auf die Straße und in den sozialen Netzwerken wird offen zum Widerstand aufgerufen und mittlerweile gibt es sogar Morddrohungen gegen Politiker.

Lieferkettenchaos

Die Havarie im Suezkanal und die weltweite Ausbreitung des Coronavirus löste eine Serie von Lieferketten Problemen aus. Länder mit einer hohen Dichte an Fertigungsanlagen u.a. China, Südkorea und auch Deutschland wurden durch das Covid19 Virus sehr hart getroffen. Viele Firmen kürzten ihre Fertigung und im Gefolge dessen strichen große Reedereien ihr internationales Netzt an Routen zusammen. Nach Beendigung vieler Lockdown Maßnahmen zog die Konjunktur ab rasch wieder an und für die dann plötzlich nachgefragten Fertigungsprodukte fehlten dann die Transportmöglichkeiten. Man kann sagen, das die Transport Logistik komplett aus dem Takt getreten ist.

Ukraine Konflikt

Russlands Präsident Wladimir Putin geht im Ukraine Konflikt aufs Ganze. Truppenaufmärsche und Manöver an der Grenze sorgen für enorme Spannungen. Die Krise auf diplomatischem Weg zu entschärfen sind bislang wenig aussichtsreich. Russland will mit aller Macht verhindern das die Ukraine dem NATO-Bündnis beitritt und Putin spricht von roten Linien, die nicht überschritten werden dürfen. Der Kreml facht bewusst die Kriegsangst im Westen an, um seine Bedingungen für eine Sicherheitsarchitektur in Europa durchzusetzen. Cyberangriffe und Fake-News-Kampagnen sind weitere Waffen mit denen Moskau in den „hybriden Krieg“ gegen den Westen zieht.

Weltmacht China

In nicht einmal 20 Jahren hat China seinen Anteil am globalen Welthandel von 3,6% auf 18% gesteigert und nach Berechnung von renommierten Ökonomen ist es nur noch eine Frage der Zeit bis China die USA überholt. Man nimmt an, das dies spätestens 2030 so weit ist. Den wirtschaftlichen Expansionskurs flankiert Peking durch eine autoritäre und sehr stark militärisch geprägte Außenpolitik. In der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong ist die Opposition weitestgehend verhaftet und auch gegenüber Taiwan wird der politische Druck immer stärker. Die militärische Präsenz im Südpazifik wird durch die Errichtung vieler Militärbasen immer weiter vorangetrieben und Marktbeobachter gehen davon aus, das Peking die Wiedervereinigung der „abtrünnigen Republik“, wie Taiwan aus chinesischer Sicht gesehen wird, mit Macht anstrebt.

Neue Flüchtlingsströme

Nach dem Rückzug der Amerikaner aus Afghanistan hat die Taliban die völlige Kontrolle über das Land. Die humanitäre und wirtschaftliche Lage spitzt sich immer mehr zu und schon jetzt machen sich viele Afghanen auf den Weg, um diesem Regime zu entfliehen. Die Situation in der Sahelzone in Afrika ist derart zerbrechlich das hier eine Massenflucht jederzeit möglich ist. Auch hier sind die Lebensumstände für die Menschen immer bedrohlicher. Auf Hitzewellen folgen Dürren und der Mangel an sauberem Trinkwasser zeigt eine weitere, hässliche Seite des Klimawandels.

Nicht alle Krisen müssen so eintreten, aber es ist aus meiner Sicht unerlässlich ein scharfes Auge zu haben um, rechtzeitig gegenzusteuern.

Wir wünschen Ihnen ein gutes und vor allem gesundes Neues Jahr und ein schönes Wochenende.

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.