Editorial der Freitags-Info vom 10.04.2020

Geposted von Andreas Rosner am

Wie ändert sich das Bezahlen in Zeiten von Corona

Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt bzw. praktiziert – Sie kaufen für einen geringen Betrag z.B. beim Bäcker zwei Brötchen und auf der Theke steht das Schild: Sie können gerne auch kleinere Beträge bargeldlos bezahlen! Normalerweise zückt man den Geldbeutel und legt die 0,70 Euro auf die Theke und gut. In normalen Zeiten -vor Corona- wäre das keine Schlagzeile. In Zeiten von Corona schon.

Doch warum ist das so und warum schreckt man davor zurück mit Bargeld zu bezahlen. Oder besser gesagt, warum bietet der Zahlungsempfänger das überhaupt an. Der Grund ist ein simpler – man hat Sorge das sich das Coronavirus auf dem Kleingeld bzw. den Scheinen befindet und sich somit ein Infektionsrisiko einstellt.
Die Angst vor einer Ansteckung scheint auf den ersten Blick durchaus berechtigt, schreibt dazu das Handelsblatt. Und weiter heißt es: Bargeld geht durch viele Hände und bietet Krankheitserregern mit seiner großen Oberfläche ein dankbares Zuhause. Schon seit Jahrzehnten forschen Wissenschaftler deshalb zu der Frage, ob Krankheitserreger über Münzen und Scheine übertragen werden.

Und tatsächlich sind verschiedene Forscher fündig geworden. So besagt eine Studie der medizinischen Fakultät der Universität Marseille aus dem Jahr 2014, das sich auf Bargeld u.a. Coli Bakterien aber aus Salmonellen fanden. Aber es gibt da auch die anderen Stimmen. So kommen drei Ökonomen der Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), der Notenbank der Notenbank, in einer Studie zu folgendem Schluss: „Die wissenschaftliche Evidenz lässt vermuten, dass die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Coronaviren über Banknoten gering ist“. Der in Deutschland sehr bekannte und gefragte Virologe der Charité, Christian Drosten, sagt dazu: „Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal vergessen“. Für mich klingt das sehr beruhigend.

Trotzdem könnte die Corona Pandemie der Wendepunkt sein, hin zu einer Welt ohne Bargeld. Dabei geht es um gigantische Summen die an „Cash“ unterwegs ist. In der Eurozone war dies zuletzt ein Volumen von 1,2 Billionen Euro. Gerade in Deutschland ist der Drang mit Bargeld zu hantieren so hoch wie in kaum einem anderen Land. Doch Dank Smartphone und Online-Handel verschieben sich auch hierzulande die Gewohnheiten. Denn gerade die sog. „jungen Leute“ misstrauen der Technik viel weniger als ältere Menschen und sie nutzen die modernen Zahlungswege fast ausnahmslos. Es ist auch bequem, selbst bei kleinsten Beträgen die EC- oder Kreditkarte mit dem elektronischen Chip an das Lesegerät zu halten, statt im Geldbeutel nach den Münzen zu suchen. Und da bis zu 25 Euro auch ohne Unterschrift bezahlt werden kann, beschleunigt das den Bezahlvorgang gewaltig.

Zudem werden wir immer mehr von den Amazon’s dieser Welt zu neuen Gewohnheiten gedrängt. Im November 2018 schrieb das Handelsblatt: “Es geht alles ganz schnell: Der Kunde des Supermarkts in der 7th Street in Seattle greift sich einen Salat, ein paar Müsliriegel und belegte Brote, lässt alles in seiner Tasche verschwinden, spaziert durch den Ausgang hinaus und taucht im hektischen Feierabendgewusel unter. Kein Alarm, keine Security hält ihn auf. Willkommen bei Amazon Go Amazon Go, wo sich jeder Einkauf anfühlt wie ein Ladendiebstahl. Auf knapp 170 Quadratmetern zeigt Amazon-Gründer Jeff Bezos den Einkauf der Zukunft. Im Vordergrund steht das Erlebnis, nicht das lästige Bezahlen. Möglich macht das die Amazon-Go-App, mit der sich die Kunden am Eingang identifizieren, und Tausende Sensoren und Kameras, die jeden Handgriff, jede Bewegung des Einkäufers registrieren.“

Zugegeben, das klingt erst einmal wie Science-Fiction aber die Welt wird sich noch sehr lange drehen, bis wir ein solches Einkaufserlebnis flächendecken auch hier in Deutschland antreffen werden.  Der Weg zu einer komplett bargeldlosen Gesellschaft wird ein langer sein, aber es gibt durchaus Überlegungen von namhaften Stellen, die ersten Schritte zu gehen. So plant Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidenten, die Abschaffung von Ein- und Zwei Cent- Münzen. Dies sollte man aber nicht als Ausstieg aus dem Bargeldverkehr sehen ist man sich in Politiker Kreisen sehr einig. Aber es kann nicht falsch sein sich mit modernen Bezahlmethoden zu beschäftigen

Ich werde aber, nachdem die Corona Krise vorbei ist, die 70 Cent beim Bäcker wieder in bar entrichten! Und das für eine sehr lange Zeit.

Andreas Rosner und das gesamte Team der Gies & Heimburger GmbH wünscht Ihnen frohe Osterfeiertage mit viel Sonnenschein!

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.