Editorial der Freitags-Info vom 17.04.2020

Geposted von Thomas Boldt am

Neue Schulden gegen die Krise

Die Coronakrise ist nur mit einer Naturkatastrophe zu vergleichen, wenn es um die ökonomischen Folgen geht. Von jetzt auf gleich ändert sich alles für die Firmen. Bis vor Kurzem war beispielsweise Adidas ein hochprofitables Unternehmen, das 2019 einen Gewinn von knapp 2 Milliarden Euro verbuchen konnte. Doch nun muss die Firma Notkredite von 3 Milliarden Euro beantragen, damit das Geld nicht knapp wird.

Schon jetzt ist abzusehen, dass die Autofirmen bald folgen und ebenfalls unter den staatlichen Rettungsschirm schlüpfen werden. Noch kann niemand sagen, wie viele Notmilliarden am Ende nötig sein werden. Auch Adidas hat die Kreditlinie zunächst einmal rein vorsorglich beantragt, um jederzeit flüssig und flexibel zu sein. Kapitalismuskritiker sind nicht frei von Häme, wenn sie beobachten, dass auch große Konzerne ins Straucheln geraten können. Doch sollte man sich nicht zu früh freuen.

Es wird die Gesamtwirtschaft noch lange belasten, wenn fast alle Unternehmen gezwungen sind, Kredite aufzunehmen, um die Coronazeit zu überstehen. Denn diese Darlehen müssen hinterher zurückgezahlt werden. Viele Firmen dürften logischerweise auf neue Investitionen verzichten, um zunächst die alten Schulden abzustottern. Wenn sich aber fast alle Unternehmen mit Neuanschaffungen zurückhalten, belastet das die Konjunktur.

Medikament gegen Corona

Heute beflügelte weltweit die Börsen die Nachricht eines wirksamen Medikaments gegen Corona. Eigentlich wird das Medikament Remdesivir erfolgreich bei Ebola-Patienten eingesetzt. Eine erste Studie an Corona-Infizierten zeigt jetzt aber, dass es auch bei der Bekämpfung der Covid-19-Symptome effektiv ist.

Ist die Krise damit ausgestanden?

Die Coronakrise dürfte dennoch weitaus länger dauern als die eigentliche Epidemie. Ein Teufelskreis ist durchaus wahrscheinlich: Weil die Wirtschaft schwächelt, fällt es den Unternehmen schwer, ihre Coronakredite zurückzuzahlen. Also investieren sie nicht, was die Krise weiter verschärft. Die Lösung? Wieder der Staat.

So erstaunlich es klingen mag: Die Regierung muss Kredite aufnehmen und die Wirtschaft ankurbeln, damit die Unternehmen ihre Darlehen zurückzahlen können. Schulden killen Schulden. Sinnvolle Projekte gäbe es genug für den Staat: zum Beispiel Investitionen in die Digitalisierung, in die Infrastruktur und den Klimaschutz.

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein sonniges Wochenende.

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH