Dunkle Wolken am Autohimmel
Der mit Abstand wichtigste Industriezweig in Deutschland steckt in der Krise. Die Unternehmen der Branche erwirtschafteten im Jahr 2023 einen Umsatz von gut 564 Milliarden Euro und mit (noch) 780.000 Beschäftigten ist die deutsche Automobilindustrie ein wichtiger Arbeitgeber.
Hauptursachen für den Niedergang
Die jüngst aufgetretenen Probleme sind vielschichtig und in ihrer langfristigen Wirkung durchaus als schwerwiegend einzustufen. Viel zu spät hat man erkannt, dass die politisch gewollte Verdrängung der Verbrennungstechnologie die Absatzzahlen deutlich zum Negativen verändert. In diese Lücke ist China vehement vorgedrungen. Von den dort erzielten Absatzzahlen in allen Bereichen bei Elektrofahrzeugen kann die deutsche Automobilindustrie nur träumen.
Ebenso hat uns China in der Produktion und Leistungsfähigkeit bei Autobatterien mit Siebenmeilenstiefeln links und rechts überholt. Kürzere Ladezyklen und längere Reichweiten sind die Vorteile dieser Technologie mit der China den Weltmarkt bestimmt.
Fehlerhafte Bauteile
Neben der fahrlässigen Fehleinschätzung der deutschen Auto-Manager kommt noch ein weiterer Dolchstoß hinzu. Die deutsche Zuliefererindustrie produziert fehlerhafte Bauteile. In dieser Woche schockte die Premiummarke BMW die Finanzwelt mit einer Gewinnwarnung, die ihre Ursache in einer der größten Rückrufaktionen des Unternehmens hat. 1,5 Millionen Fahrzeuge müssen in die Werkstatt, um fehlerhafte Bremsen auszutauschen, die beim Zulieferer Conti produziert worden sind. Betroffen sind aber auch in der Produktion befindliche Fahrzeuge. Das BMW seine Absatzprognose drastisch gekürzt hat ist die logische Folge, zumal auch die Absatzzahlen im für BMW wichtigen Auslandsmarkt China eingebrochen sind.
Sorgenkind Volkswagen
Nicht besser sieht es beim noch größten Automobilehersteller der Welt aus. Schon seit Woche rumort es in Wolfsburg und in dieser Woche hat das VW-Management die Katze aus dem Sack gelassen. Die vor 30 Jahren gegebene Beschäftigungssicherung wird aufgelöst.
Die Konzernlenker haben der Marke VW ein strammes Sparprogramm auferlegt, um eine Zielrendite von 6,5 Prozent wieder zu erreichen. Zuletzt lag die Marge nur noch bei 2,3 Prozent und somit auf einem historischen Tief.
Eine Ursache liegt im schleppenden Verkauf von VWs E-Autos. Aber auch die Politik trägt einen Teil der Schuld daran. Die kurzfristige Streichung der Umweltprämie im vergangenen Jahr traf die preissensiblen Kunden von VW hart. Hinzu kommen Softwareprobleme. Anstatt auf erfahrene Ingenieure aus der Tech-Industrie zu setzen, verfolgte der gesamte Volkswagen-Konzern den zum Scheitern verurteilten Plan, mit der Eigenmarke Cariadund Zulieferern die Software selbst zu entwickeln. Dabei wurden bereits Milliarden versenkt. Modelle, die jetzt dringend benötigt würden, kommen somit Jahre zu spät.
Andreas Rosner und das gesamte Team von G&H wünschen Ihnen ein angenehmes und sonniges Wochenende. Bleiben wir gesund!