Die amerikanische Notenbank lässt den Leitzins unverändert
… und deutet sogar erste Zinssenkungen für das kommende Jahr an.
Die Entscheidung der amerikanischen Notenbank am Mittwoch kam doch einigermaßen überraschend. Nicht,dass es keine weitere Anhebung gegeben hätte – dies war eh nicht auf dem Radar- hat Jerome Powell in seinem „wording“ erstmals Zinssenkungen im Jahr 2024 in Aussicht gestellt.
Der Leitzins liegt somit weiterhin in der Spanne zwischen 5,25 und 5,50 Prozent und damit auf dem höchsten Wert seit 22 Jahren. Gleichzeitig deutete die Fed gleich drei Zinssenkungen im kommenden Jahr an. Der Dow-Jones-Index reagierte mit einem Sprung um mehr als 500 Punkte und schloss auf einem Rekordhoch.
Jerome Powell sagte bei der Pressekonferenz, dass die amerikanische Zentralbank davon ausgehe, dass die US-Wirtschaft in den letzten Monaten des Jahres an Schwung verliere. „Jüngste Indikatoren deuten darauf hin, dass sich das Wachstum der Wirtschaftstätigkeit gegenüber dem überdurchschnittlichen Tempo des dritten Quartals deutlich verlangsamt hat. Dennoch wird das BIP im Gesamtjahr voraussichtlich um 2,5 Prozent wachsen“, so Powell.
Der Notenbankchef äußerte in der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz zudem, dass die Aktivität im Immobiliensektor „abgeflacht“ sei, nachdem sie im Sommer angezogen hatte. Die Daten deuteten darauf hin, dass die höheren Zinsen die Unternehmensinvestitionen bremsten. Somit entwickelt die Zinspolitik allmählich die gewünschte Wirkung. Auch habe sich der Beschäftigungszuwachs am Arbeitsmarkt (hier schaut die Fed auch sehr genau hin) seit Anfang dieses Jahres abgeschwächt.
Die Zinspolitik der Fed strebt derzeit ein sogenanntes „soft landing“ also eine sanfte Landung an, bei der sich die Wirtschaft und damit auch die Inflation abkühlt, ohne dass dabei die Wirtschaft komplett abgewürgt wird und Millionen Menschen ihren Job verlieren. Powell mahnte allerdings, dass eine solche Landung nicht zwangsläufig gelingen muss. „Es ist viel zu früh, den Sieg zu verkünden“, sagte er. Zum derzeitigen Zeitpunkt gebe es seiner Ansicht nach jedoch keine Anzeichen für eine Rezession – er wies aber dennoch auf die Möglichkeit hin. Diese sei „immer real“, so Powell.
An den Finanzmärkten wurde dieses vorgezogenen Weihnachtsgeschenk ausgiebig gefeiert. Nicht nur die amerikanischen Börsen feierten den Wechsel der Zinspolitik mit neuen Rekordständen (Dow Jones) auch der DAX schaute mal kurz über die historische Rekordmarke von 17.000 Punkten.
Ebenso wie die Fed ließ auch die EZB bei ihrer Sitzung am gestrigen Donnerstag die Zinsen unverändert. Allerdings schüttete Frau Lagarde etwas Wasser in den Wein. Denn Ihr Wording hat die „Zins Party“ vorerst gestoppt. Zusätzlich beschloss die EZB einen schnelleren Abbau ihrer Bilanz. Die Reinvestitionen Fälligkeiten aus dem Pandemie-Programm Pepp werden ab dem zweiten Halbjahr 2024 monatlich um 7,5 Milliarden Euro verringert. Ende des Jahres sollen die Reinvestitionen dann vollständig gestoppt werden. Bisher war der Plan, fällige Beträge bis Ende 2024 vollumfänglich wieder anzulegen. Dies entzieht den Kapitalmärkten Liquidität! Zudem hat sie entgegen der Fed noch keine Zinssenkungsprognose geäußert.
An den Kapitalmärkten kommt aber die Phantasie auf ein Ende der Zinssteigerungen sehr positiv an und bis zum Jahresende kann es noch den ein oder anderen positiven Börsenverlauf geben.
Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein besinnliches drittes Adventwochenende.