Drei spannende Fragen für den Börsenherbst
Die Tage des Sommers 2021 sind langsam aber sicher gezählt. Der Herbst kündigt sich unweigerlich an. Gerne möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf drei spannende Fragen für den Börsenherbst 2021 lenken.
- Die Bundestagswahl am 26. September wird für die Bundesrepublik auf alle Fälle eine neue Kanzlerin oder einen neuen Kanzler hervorbringen. Die Ära Angela Merkel wird sodann nach 16 Jahren zu Ende gehen. Die überraschend guten Umfragewerte der SPD in den vergangenen Wochen und der starke Rückgang der CDU/CSU lassen zur Stunde schon auf einen Regierungswechsel schließen. Andererseits wissen wir spätestens seit den „Prognoseschieflagen“ vor dem Brexit 2016 und dem Wahlsieg von Donald Trump 2017, dass Umfragen eben Stimmungsäußerungen und keine harten Wahlergebnisse sind. Welche politischen Koalitionen sich nach der Wahl ergeben, bleibt abzuwarten. Speziell für den deutschen Aktienmarkt scheint mir der Unsicherheitsfaktor in den verbleibenden zwei Wochen vor dem Urnengang und den Wochen danach doch recht hoch zu sein. Und ob politische Börsen immer kurze Beine haben, werden wir im Verlauf des Monats Oktober sehen.
- Die amerikanische Notenbank Fed und auch die Europäische Zentralbank signalisierten zuletzt, dass sie einen sehr vorsichtigen Ausstieg aus den jeweiligen pandemiebedingten Anleihekaufprogrammen beabsichtigen. Umfang und Geschwindigkeit des Taperings (Reduzierung der Wertpapierkäufe) sind noch unklar. Fakt ist allerdings, dass den Märkten in naher Zukunft somit weniger Liquidität zur Verfügung stehen wird. Der letzte Versuch der Fed ab Ende 2017 bis Ende 2018 die Bilanzsumme zu reduzieren, gipfelte in einer heftigen Aktienmarktkorrektur im vierten Quartal 2018 und musste sodann abgebrochen werden. Den gleichen Fehler wie damals will die Fed unter allen Umständen vermeiden. Die monetären Verhältnisse werden mithin für den Börsenherbst 2021 eine bedeutende Rolle spielen.
- Die dritte Frage ergibt sich in meinen Augen unmittelbar aus der Fragestellung Nr. 2. Der fulminante Kursanstieg, gerade der großen amerikanischen Technologiegiganten, in den vergangenen 18 Monaten steht sehr offensichtlich im Zusammenhang mit der sprunghaften Ausweitung der Notenbankbilanzen. Sehr viel dieser Überschussliquidität floss in die besagten Techwerte und schob die Kurse an. Werden diese ihre Notierungen und sportlichen Bewertungen verteidigen können, wenn der monetäre Zufluss nachlässt?
Die Antworten werden wir früher oder später im Verlauf des Herbstes geliefert bekommen. Darüber nachzudenken und sich eine Strategie auf die Schreibtischkante zu legen, kann keinesfalls schaden.
Wir wünschen Ihnen ein erholsames Wochenende
Hans Heimburger und das gesamte Team von Gies & Heimburger