US-Inflation – überraschender Rückgang
Es gibt ihn doch noch – den Silberstreif am Horizont. Denn in dieser Woche überraschte die neuste Zahl zur Inflationsentwicklung in den USA. Mit 3,2 Prozent Preisauftrieb hat man an den Finanzmärkten nicht gerechnet. Gegenüber den Daten im September mit 3,7% ging die Inflation doch spürbar zurück. Auch die Kerninflation, bei der die doch sehr volatilen (schwankungsintensiven) Preise für Nahrungsmittel und Energie keine Beachtung finden, ging auf 4 Prozent zurück. Am Markt war hier mit einem Anstieg um 4,1 Prozent gerechnet worden.
Jetzt könnte man meinen, dass dieser minimale Rückgang um 0,1 Prozent gegenüber der Schätzung keine oder nur eine minimale Reaktion an den Finanzmärkten auslösen würde. Doch weit gefehlt. Die Aktien- und Rentenmärkte legten nach dieser Meldung am Mittwoch ein kleine Rallye hin. Der Leitindex Dow Jones stieg im Handel um 1,5%, der breiter gefasste S&P 500 legte um 2 Prozent zu und die technologielastige Nasdaq sprang um 2,2% nach oben. Der deutsche Leitindex DAX lag am Sitzungsende 1,8 Prozent im Plus.
Auch an den Bondmärkten ist die Nachricht rückläufiger Inflationszahlen positiv aufgenommen worden. Die Verzinsung für die wichtige US-Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren fiel unter die Marke von 4,5%, mithin der tiefste Stand seit September.
Mit diesen erfreulichen Daten von der Inflationsfront – aktuell kommt die Nachricht das die Inflation im Euroraum mit 2,9% auf dem tiefsten Stand seit Juli liegt – rückt das Handeln der Notenbanken wieder verstärkt in den Blickpunkt. Die Rhetorik der Notenbanken in den letzten Wochen ging zumindest in die Richtung, weitere Zinserhöhungen, sowohl in den USA als auch in Europa, einer intensiven Prüfung zu unterziehen. Denn noch ist man von der Zielmarke 2 Prozent Inflation ein Stück weit entfernt und man schaut daher sehr sensibel auf die Daten.
Gleichwohl setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass im Kampf gegen die Inflation die vehementen Anhebungen der Leitzinsen zu wirken beginnt. Noch ist es aber aus meiner Wahrnehmung zu früh in das Lager derjenigen zu wechseln, die schon bald erste Zinssenkungen sehen. Dafür ist die Situation noch zu fragil. Aber die Botschaft, die uns die Rallye an den Kapitalmärkten am Mittwoch gezeigt hat, ist doch die, dass man auch gut damit leben kann, dass die Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau verharren dürften.
Und ist die Fantasie auf Zinssenkungen seitens der Notenbanken im ersten Halbjahr 2024 erstmal angefacht, kann dies noch zu sehr positiven Kursentwicklungen in naher Zukunft führen. Einen ersten Vorgeschmack dazu liefern die Börsen ja in diesen Tagen.
Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein schönes Herbstwochenende.