Wasserstoff – ein Hype oder realer Zukunftstrend?
auf der Suche nach klimaneutralen „Schmierstoffen“ für die Industrie ist Wasserstoff aktuell das beherrschende Thema. Und dieser Hype hat die Börse längst erreicht. Unternehmen, die dieses Thema besetzen, befinden sich seit Monaten im Höhenflug und ein Ende scheint nicht in Sicht. Kurssteigerungen von 600% in den vergangenen 12 Monaten sind keine Seltenheit.
Doch geht dieser Hype weiter? Denn in der aktuellen Situation sprechen wir von grauem Wasserstoff, der mit viel fossilem Aufwand produziert wird. Um aber diese Technologie zukunftsfähig zu machen – also Klimaneutral – brauchen wir grünen Wasserstoff. Er wird mittels Strom aus erneuerbaren Quellen, wie etwa Solar- oder Windkraft, erzeugt.
Und die Chancen stehen gut, dass der Hebel umgelegt ist. Wie das Handelsblatt in seiner gestrigen Ausgabe schreibt, kommt eine aktuelle McKinsey Studie zu dem Ergebnis, das sich grüner Wasserstoff bis zum Jahr 2030 in einigen Regionen der Welt für 1,50 Euro je Kilogramm herstellen lässt. Damit wäre er konkurrenzfähig zu grauem Wasserstoff bei dessen Produktion CO2 anfällt.
Um diese Zielmarken sinkender Produktionskosten zu erreichen, muss Strom aus erneuerbaren Energien in großen Mengen und zu niedrigen Preisen verfügbar sein. Die Voraussetzungen dafür sind in Ländern mit viel Platz, Wind- und Sonnenenergie wie Chile, Saudi-Arabien oder Australien besonders gut. Da Europa nur 50 % seines Bedarfs an klimaneutralem Wasserstoff aus eigener Produktion decken kann und Deutschland lediglich 30 Prozent, erscheint eine globale Ausrichtung unerlässlich. Diese Signale sind auch in der Politik angekommen und so setzt die deutsche Regierung in ihrer 2020 beschlossenen Nationalen Wasserstoff Strategie auf internationale Partnerschaften.
Im Konjunkturpaket zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie hat die Bundesregierung im Jahr 2020 bereits zwei Milliarden Euro für den Aufbau von Wasserstoffpartnerschaften bereitgestellt. Erste Projekte, etwa in Chile, sind bereits auf dem Weg. Aber auch innerhalb Europas gibt es Regionen, z.B. die Iberische Halbinsel, die sich für eine Wasserstoffproduktion in industriellem Maßstab aufdrängen.
Der Aufbau von Wasserstoffproduktionskapazitäten ist auch für deutsche Unternehmen von großer Bedeutung. Siemens Energy, Thyssen-Krupp oder Linde sind bei der Herstellung von Elektrolyseuren, so heißen die Anlagen die aus Strom und Wasser Wasserstoff herstellen, weit vorn und das eröffnet für diese deutschen Technologieführer gute Wachstumschancen.
Wichtig ist, dass die Politik diesen Weg fiskalisch unterstützt. Denn ohne staatliche Hilfe kann der Wandel nicht gelingen. Es ist eine sehr gute Chance, die ehrgeizigen Klimaziele bis 2030, nicht nur in Deutschland, zu erreichen. Hoffen wir, dass sie genutzt wird.
Bleiben Sie gesund, halten Sie bitte weiterhin Abstand und genießen Sie das erste Wochenende mit frühlingshaften Temperaturen.
Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger