Editorial der Freitags-Info vom 21.02.2020

Geposted von Andreas Rosner am

US-Dollar mit furiosem Start in 2020

Seit Jahresbeginn 2020 sehen wir einen US-Dollar, der gegenüber dem Euro deutlich gestiegen ist. Das Kursplus beträgt mittlerweile fast 3,75 Prozent. Mit einem Referenzwert um die Marke von 1,08 notiert der Euro zum US-Dollar so tief wie seit dem Frühjahr 2017 nicht mehr.

Einer der Gründe für die anhaltende Schwäche des Euros in diesem Jahr ist die schwache Verfassung der Euroraum-Konjunktur.  So lag das Wirtschaftswachstum in den USA in 2019 bei 2,3% während der Euroraum gerade mal um 1,2% gewachsen ist. Auch für das Jahr 2020 gehen die Prognosen von einem deutlich stärkeren Wachstum in den USA aus.

Als weiteren Grund sehen Marktbeobachter die Zinsdifferenz. „Während der Leitzins in den USA in der Spanne zwischen 1,50 Prozent und 1,75 Prozent liegt, verharrt er in der Eurozone an der Nullmarke“ schreibt hierzu das Handelsblatt. Dies führt zu einer größeren Nachfrage nach US-Anleihen und somit zu verstärkten Devisenkäufen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Carry Trades.

Carry Trades

Bei dem Currency Carry Trade (auch CCT genannt) handelt es sich um eine Spekulationsstrategie, bei der ein Spekulant einen Kredit in einer Währung mit vergleichsweise niedrigem Zinsniveau aufnimmt, um davon Zinspapiere zu kaufen, die in einer anderen Währung mit höherem Zinsniveau notiert sind.
Investoren verschulden sich aktuell  im Euro und kaufen US Staatsanleihen. Sollte aber die Nachfrage nach US-Staatspapieren weiter in dem Maße anhalten, wird die Rendite zurückgehen und spätestens bei Unterschreiten der 1% Marke wird der Carry Trade unattraktiv.

Sollte diese Entwicklung eintreten, könnte es aber zu einer abrupten Aufwertung des Euros kommen, weil Carry Trader ihre US-Anleihen wieder verkaufen und die ausbezahlten US-Dollars in Euro tauschen. Es können aber sicher noch Wochen oder Monate vergehen, bis sich die US-Renditen auf Niveaus befinden, bei denen sich der Euro-Carry-Trade nicht mehr lohnt. Deshalb ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass die Marke von 1,05 dann doch noch fällt. Dann würde die Parität sicher getestet werden.

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein angenehmes Wochenende mit Helau und Alaaf.

 

 

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.