Editorial der Freitags-Info vom 21.10.2022

Geposted von Andreas Rosner am

Das Schlimmste ist die Panik selbst
Unkontrollierter Stromausfall in ganz Deutschland?

Diese Überschrift im Handelsblatt in dieser Woche hat mich neugierig gemacht und nachdem mein Kollege Hans Heimburger dieses Thema auch im Zusammenhang mit den aktuellen Wetterprognosen vor kurzem beleuchtet hat, möchte ich Ihnen heute auch meine Sicht auf dieses Thema nicht vorenthalten.

Es fällt auf, dass in dieser zugegeben angespannten Situation -sicherlich auch bewusst- mit den Begriffen zum Thema Blackout „Panikhandel“ betrieben wird. Nichts erschüttert die Glaubwürdigkeit mehr, als in einer unklaren Situation mit Panik den Blick auf Realitäten zu verstellen.  Und in diesen Tagen werden auch Politiker zu Blackout-Experten. So etwa tingelt Friedrich Merz von Talkrunde zu Talkrunde und vermeldet: „es droht eine vollkommene Überlastung des Stromnetzes im Herbst und Winter“ und hinterlässt in der Bevölkerung den faden Beigeschmack, dass die Netzbetreiber in Deutschland unvorbereitet sind. Die rechtsextreme AFD geht sogar so weit, dass sie öffentlich proklamiert: die Frage ist nicht, ob, sondern wann es passiert. Und ich bin mir relativ sicher, dass so mancher der den Erfolgsroman „Blackout“ von Marc Elsberg gelesen hat, in diesen Chor miteinstimmt. 

Was ist überhaupt ein Blackout. Ein Blackout liegt vor, wenn die Stromversorgung großflächig und unkontrolliert zusammenbricht.  Die Bundesnetzagentur definiert dies so: 

„Ein Blackout ist ein unkontrolliertes und unvorhergesehenes Versagen von Netzelementen. Das führt dazu, dass größere Teile des europäischen Verbundnetzes oder das gesamte Netz ausfallen (sogenannter Schwarzfall). Ein solches Ereignis könnte beispielsweise auftreten, wenn in einer angespannten Last- und Erzeugungssituation zusätzlich schwere Fehler an neuralgischen Stellen des Übertragungsnetzes auftreten. Ein Blackout ist also grundsätzlich kein durch eine Unterversorgung mit Energie ausgelöstes Ereignis, sondern bedingt durch Störungen im Netzbetrieb.“

Und hier ist sich die Fachwelt ziemlich sicher, dass es dazu nicht kommen wird. Die Netzbetreiber in Deutschland haben im Auftrag der Bundesregierung in mehreren Stresstests verschiedene Szenarien zur Sicherheit der Stromversorgung für den kommenden Winter durchgerechnet. Selbst auf Basis des schlechtesten untersuchten Szenarios ist im Ergebnis nicht mit einem Blackout zu rechnen.

Ich denke, dass hier auch eine gefährliche Vermengung der Fachbegriffe in der öffentlichen Wahrnehmung vorliegt. Kennen Sie den Unterschied zwischen Blackout und Brownout? Die Definition von Blackout habe ich dargelegt. Bei einem Brownout werden die Netzbetreiber einzelne Großverbraucher oder Regionen stundenweise vom Netz nehmen. Dies könne bei großer Kälte etwa am frühen Abend geschehen, wenn der Haushaltsstromverbrauch stark zunehme. Oder einfach gesagt ein gezielter und bewusst herbeigeführter  Stromausfall. Jeder Blackout ist ein Stromausfall, aber nicht jeder Stromausfall ist ein Blackout“!

Zugegeben, es wird kein einfacher Winter und es kann sein, dass wir mit geplanten Stromausfällen rechnen müssen. Aber wenn jeder Bundesbürger ein wenig dazu beiträgt, den eigenen Stromverbrauch zu drosseln wird das Schreckensszenario Blackout ausbleiben! Wie schon von Herrn Heimburger empfohlen: einfach mal den Wollpullover überziehen, und die auf 19 Grad abgekühlte nicht mit energiefressenden Heizlüftern zu erwärmen.

Bleiben Sie bitte gesund, genießen Sie das kommende Wochenende und behalten Sie die Zuversicht.

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.