Editorial der Freitags-Info vom 24.09.2021

Geposted von Thomas Boldt am

Ist der Bullenmarkt bald vorbei?

Zunächst die gute Nachricht. In der Tat wirkte die Corona-Pandemie zumindest für die westlichen Volkswirtschaften wie eine Frischzellenkur. Zwar schrumpfte die Weltkonjunktur zunächst massiv, um dann allerdings von einer reduzierten Basis wieder mächtig durchzustarten. So dürfen wir für das laufende Jahr ein sattes Wachstum der Weltwirtschaft von rund 6 % erwarten.

Die Wachstumsdynamik in Mitteleuropa und Nordamerika liegt deutlich über ihrem langjährigen Durchschnitt. Die Pandemie wirkt sich also als veritabler Turbo für viele Unternehmen aus. Auch nächstes Jahr soll die Weltwirtschaft mit einer erfreulichen Rate von knapp 5 % expandieren.

Allerdings hat die leicht überschäumende Konjunktur auch einige negative Begleiterscheinungen. Damit meine ich zum Beispiel die Rückkehr der Inflation. Es mag schon sein, dass die Notenbanken auf die steigende Teuerung nicht oder nur mit geldpolitischer Kosmetik reagieren werden.

Tatsache ist allerdings: In nächster Zeit werden die Marktzinsen aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr fallen. Damit fällt nun die Geldpolitik als Schubfaktor für den Aktienmarkt aus. Zur Erinnerung: In den letzten 10 Jahren sorgten beständig fallende Marktzinsen für starke Geldflüsse in den Aktienmarkt. Die Anleger wurden quasi in den Markt gepresst.

Problem 2: Teile des Arbeitsmarktes sind extrem angespannt, und zwar auf beiden Seiten des Spektrums. So fehlen hochqualifizierte Arbeitskräfte. Gleichzeitig finden die Logistiker wie Amazon oder DHL kaum noch neues Personal. Dramatisch auch der Arbeitskräftemangel etwa in der süddeutschen Gastronomie.

Der Mangel an Arbeitskräften treibt die Löhne und sorgt dafür, dass immer mehr Unternehmen das Marktpotenzial nicht mehr voll ausschöpfen können. Hier stößt die Konjunktur inzwischen an eine natürliche Grenze. Inzwischen wirkt auch der demographische Wandel spürbar. So verlassen in den USA jedes Jahr rund 2 Mio. Menschen den Arbeitsmarkt, weil sie in Ruhestand gehen.

Hier gilt eine einfache Regel: Wenn ich als Unternehmer nicht mehr einstellen kann, kann ich auch nicht mehr wachsen.

Fazit: Ein Crash oder eine massive Korrektur ist gegenwärtig unwahrscheinlich, solange das konjunkturelle Strohfeuer weiter lodert. Natürliche Begrenzungen – wie eben Arbeitskräftemangel – werden allerdings dafür sorgen, dass an der Börse die Bäume in den kommenden Monaten nicht in den Himmel wachsen werden.

Eine selektive Auswahl von Titeln oder Fonds ist deshalb sehr wichtig. Kaufen, weil Aktien immer steigen, zählt ab jetzt nicht mehr. Die Marktbreite könnte sich schwerer tun, stattdessen sollte man den Fokus auf Marktsegmente mit einer guten Zukunfts- und Wachstumsperspektive legen.

Dazu zählen dürfte sicherlich der Sektor der Erneuerbaren Energien, der Gesundheitssektor oder die Rohstoffbranche. Vor allem letztere finde ich derzeit spannend, da die Kursentwicklung der Rohstoff-Aktien noch hinter der aktuellen Gewinnentwicklung der Unternehmen zurückhängt.

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Bleiben Sie gesund und genießen Sie das Wochenende.

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH