Signale bei fundamentaler und technischer Analyse im Einklang

Geposted von Bernd Heimburger am

Wenn man die beiden Impulsgeber für Anlageentscheidungen betrachtet, sind in vielen Marktphasen widersprüchliche Schlussfolgerungen an der Tagesordnung.

Das ist aktuell – Ende September/Anfang Oktober nicht so. Selten liefern die Fundamentaldaten aus den volkswirtschaftlichen Abteilungen der Analysehäuser und die technischen Analysten ein einheitliches Bild, das auf Konsolidierung an den Weltbörsen hindeutet.

Die fundamentale Bewertung von Aktien wird durch steigende Inflation belastet

Auf der fundamentalen Seite sticht besonders die Inflation hervor, die seit Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen hat. Erstmals seit 28 Jahren hat die Inflationsrate in Deutschland wieder die Vier-Prozent-Marke überschritten. Aber auch international sind es die gleichen Preistreiber, die dem Verbraucher auf dem Portemonnaie liegen. An erster Stelle sind die Energiepreise zu nennen. Im Zuge der Konjunkturerholung nach der Corona-Krise ist die Nachfrage nach Rohöl massiv gestiegen, das treibt die Preise nach oben. Zusätzlich ist in Deutschland eine CO2-Abgabe fällig, die beim Preis von Öl, Benzin, Heizöl und Erdgas berechnet wird. So kommt eine Preissteigerung von 14,3% für Haushaltsenergie zu Stande, im Vergleich zum September 2020. Das Ziel der EZB, eine Inflationsrate von ca. 2% zu haben, scheint weit weg. Ein kurzfristiges Überschießen dieser Marke wird von der Notenbank allerdings toleriert.

Weitere Faktoren wie Chipmangel, gestiegene Frachtraten und in einigen Regionen immer noch Corona-Einschränkungen lasten auf der Produktion von Waren und letztendlich auf den Gewinnmargen der Unternehmen. Diese Preissteigerungen können die Unternehmen nicht mehr eins zu eins an die Verbraucher weitergeben, deshalb darf man gespannt sein, wie sich die Gewinnentwicklung der Unternehmen im 3. Quartal 2021 darstellt. Ab Mitte Oktober werden diese Zahlen veröffentlicht. Wird es hier Enttäuschungen geben, kann das nicht spurlos an den Aktienkursen vorbei gehen, die im Einzelfall ja beachtliche Höhen erreicht haben und eigentlich sind diese Kurse weiter mit der Annahme von steigenden Unternehmens-Gewinnen gepreist.
Ein zweiter Faktor, der die fundamentale Seite eher negativ beeinflusst betrifft den Zins. Die Notenbanken der westlichen Welt, haben mit starken Maßnahmen in den letzten Jahren den Zins in den negativen bzw. sehr niedrigen Bereich gedrückt. Mit den seit einigen Tagen einsetzenden Zinssteigerungen leiden auf der einen Seite die Rentenmärkte, weil fallende Anleihekurse (steigende Zinsen) die Effektiv-Verzinsung belastet. Andererseits entscheiden sich bei gestiegenen Renditen dann doch einige Anleger wieder für Rentenpapiere und bauen Aktienpositionen ab.

Die Charttechnik generierte jüngst Verkaufsignale

Bei der technischen Analyse haben sich ebenfalls Formationen gebildet, die auf Konsolidierung und temporär rückläufige Kurse hindeuten. Eine Reihe der vierzig DAX-Aktien hat diese Woche Verkaufssignale generiert. Wir sind gespannt, ob die erste größere Major-Unterstützungszone beim DAX bei ca. 14.800 ihrer Erwartung gerecht wird. Die einzelnen DAX-Aktien zeigen auch ein unterschiedliches Bild. Das Rotationsprinzip hinterlässt seine Spuren. Einige Aktien haben die Korrekturbewegung weitgehend hinter sich, anderen steht das Szenario noch bevor.
Auch die internationalen Aktienmärkte zeigen ein ähnliches Bild. Nachdem die Aufwärtsbewegung der letzten Wochen von immer weniger Aktien getragen wurde, haben sich jetzt Widerstandslinien herausgebildet, die offensichtlich zu einer temporären Abwärtsbewegung führen. Aber jeder Rücksetzer bietet die Chance, bei den entsprechenden Unterstützungsmarken, den Aufwärtstrend wieder aufzunehmen.

Der Nasdaq 100 Future hat den gleitenden 10-Tage-Durchschnitt (blau) und den gleitenden 50-Tage-Durchschnitt (grau) unterschritten. Eine wichtige Unterstützung stellt für den Index nun der 200-Tage-Durchschnitt bei rund 13.950 Punkte (rot) dar.

 

Bernd Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und leitet die Niederlassung in Bad Krozingen.