Comeback der europäischen Solarproduktion
Als die Lieferketten in der Pandemie brachen, hatten wir in Europa keine Solarzellen und andere Solartechnik mehr. Folglich gingen die Preise für das Solarmodul senkrecht. Immerhin hatte die Preisexplosion den Nebeneffekt, dass die Reste der europäischen Solarbranche plötzlich wieder halbwegs konkurrenzfähig wurden. Denn zu den rekordähnlichen Knappheitspreisen der Pandemie konnte man ungefähr preisdeckend produzieren.
Schließlich entpuppte sich ausgerechnet der Ukrainekrieg als veritables Aufbruchssignal für die Branche. Denn Wladimir Putin stellte uns das Gas ab, weil wir der Ukraine Waffen lieferten. Sie können sich alle noch an die Diskussion um kalte Wohnzimmer und befürchtete Stromausfälle erinnern. Nun, dieser Kelch ist glücklicherweise an uns vorüber gegangen.
Trotzdem, Europa ist der Schreck mächtig in die Glieder gefahren. Seitdem jagt eine energiepolitische Initiative in Brüssel, Berlin oder Wien die nächste. So definierte der sog. RePower EU-Plan einen Termin, nach der EU-Europa bis 2030 autark von fossilen Brennstoffen sein soll. Die Initiative hatte zunächst eine stark anti-russische Stoßrichtung. Die Unternehmen der Branche stört das allerdings nicht. Hauptsache die fossilen Konkurrenten sind aus dem Markt genommen.
Mittlerweile hat auch die sog. Solar Photovoltaik Industry Alliance ihre Arbeit aufgenommen. Die Organisation macht jetzt den Weg frei und will ab 2025 eine jährliche Solarmodulproduktion von 30 Gigawatt in Europa sehen. Zum Vergleich: Das entspricht aktuell ungefähr dem jährlichen Produktionsvolumen des Marktführers Shanghai Aiko Solar aus China.
Sie sehen also, jetzt raschelt es richtig im Karton. Der italienische Versorger Enel will gleich zum größten Solarzellen-Hersteller Europas aufrücken. Die Italiener wollen Südeuropa quasi mit Modulen pflastern. Auch im deutschen Solar Valley wird wieder in die Hände gespuckt. Erst in den letzten Tagen siedelte sich dort ein ganz neuer Player an. Das süddeutsche Startup NexWave will hier nächstens die teuren Siliziumwafer kostengünstig in Großserien produzieren.
Genau darum geht es: Europa will nicht billige Massenmodulproduktion, sondern man greift jetzt nach dem ganzen Kuchen bzw. der gesamten Wertschöpfungskette. Das Rohsilizium kommt aus Norwegen zu NexWave oder Wacker Chemie, dort wird es aufgearbeitet für Enel oder Meyer Burger. Die Modulhersteller werden übrigens von einem Unternehmen aus Baden-Würrtemberg namens Manz ausgestattet. Fehlt jetzt praktisch nur noch der Wechselrichter, um die Wertschöpfungskette komplett zu machen. Wechselrichter sind und waren das einzige Bauteil, für das wir Asien nicht brauchen.
Der Sachverhalt ist klar: Europa steht aus bekannten Gründen vor einem gewaltigen energiepolitischen Umbruch. Und dieser Umbruch oder diese Transformation verhilft der zuvor scheintoten Branche der europäischen Solarunternehmen zu einem gewaltigen Comeback.
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Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein erholsames Wochenende und einen schönen Feiertag