Gold ist als Inflationsschutz weiterhin begehrt

Geposted von Holger Lüttke am

Die weiterhin weltweite Nachfrage nach dem Edelmetall Gold lässt die Goldbestände der mit Gold hinterlegten Wertpapiere auf den neuen Rekordstand von 2554 Tonnen ansteigen, soviel wie noch nie zuvor.

Private wie institutionelle Investoren setzen verstärkt auf Gold als Inflationsschutz

Trotz der Beteuerung vieler Politiker und auch Wirtschaftsexperten, die keinen signifikanten Anstieg der Inflationsraten in den Industrieländern vorhersagen, sichern sich immer mehr Privatinvestoren und auch Institutionelle Investoren vor den möglichen Gefahren einer steigenden Inflation ab.

Da dies recht bequem und ohne großen Aufwand durch den Kauf von mit Gold hinterlegten Wertpapieren wie ETCs (Exchange Traded Commodities = börsengehandelte Rohstofffonds) kostengünstig über die Börse möglich ist, verwundert es nicht, dass die Edelmetallbestände dieser Fonds nach den Goldpreissteigerungen der letzten Wochen neue Höchststände ausweisen.

Kaum Opportunitätskosten

Aufgrund der nach wie vor bewusst gesteuerten und niedrig gehaltenen Verzinsung von Staatsanleihen und anderen Geldanlagen entstehen den Käufern dieser mit Gold hinterlegten Anlagen kaum Opportunitätskosten für den Tausch verzinslicher oder mit Dividenden ausgestatteter Wertpapiere in die am Markt erhältlichen ETCs. Zwar bietet Gold keine Verzinsung oder eine Dividende. Bei einer zusätzlichen Ausweitung der Geldmengen könnte jedoch ein Anstieg der Nachfrage nach Sachwerten, zu denen auch Gold zählt, zu weiteren Preissteigerungen führen und den Anlegern dadurch Erträge ermöglichen. Dies umso mehr, je weniger die Staaten ihre ausufernden Staatsschulden in den Griff bekommen sollten.

Kosten der Goldproduktion steigen stetig

Ein weiterer Aspekt, der zu steigenden Goldpreisen führen könnte ist, dass die Produktion dieses Edelmetalls immer kostspieliger wird. Viele Minen sind bereits erschöpft oder arbeiten am Rande der Kapazitätsgrenzen oder werden gar bestreikt. Große neue Vorkommen lassen sich immer schwieriger finden. Insbesondere in Südafrika muss in immer größere Tiefen nach dem begehrten Edelmetall gesucht werden. Dies verursacht immer höhere Förderkosten, die sich unmittelbar auf den Goldpreis auswirken.

Sind mit Gold hinterlegte Schuldverschreibungen eine Alternative zu physischen Gold?

Gold-ETCs sind letztendlich Schuldverschreibungen, die mit physischen Gold oder anderen Sicherheiten, wie z.B. Staatsanleihen, hinterlegt sind. Hier gilt es die jeweiligen Bedingungen genauestens zu studieren. Wer einen Gold-ETC zum flexiblen Spekulieren auf steigende Goldpreise nutzen möchte, könnte damit glücklich werden. Wer jedoch eher auf Gold als ultimative Währung setzen möchte, der ist mit dem Kauf von physischem Edelmatall in Form von Barren oder Münzen, die er mit nach Hause nehmen kann, besser beraten. Falls sich die Staatsschuldenkrise wirklich zu einer existenziellen Krise ausweiten sollte, dann sind die mit Gold hinterlegten Papiere vielleicht nicht mehr handelbar, weil Börsen zwischenzeitlich geschlossen werden oder das hinterlegte Gold plötzlich nicht mehr auffindbar und die Wertpapiere vielleicht plötzlich nichts mehr wert sind.

Diese Bedenken ändern jedoch aktuell nichts an der Beliebtheit dieser Wertpapiere. Die Goldnachfrage in 2011 spaltete sich hauptsächlich in 2 Nachfrager auf. Von den 4574 Tonnen Goldnachfrage gingen knapp 2000 Tonnen in die Schmuckindustrie und 1690 Tonnen in die verschiedenen mit Gold hinterlegten Wertpapiere. Der Rest teilte sich in sonstige Industrien und Staaten, Organisationen je zur Hälfte auf.

Kann dieses Edelmetall Sicherheit versprechen?

Der Goldpreis ist in den letzten 10 Jahren um über 500 % gestiegen. Dieser Prozess wurde von Schwankungen begleitet, die auch mal 30 % Preisrückgang bedeuten konnten. Niemand kann die weitere Goldpreisentwicklung vorhersagen oder Verluste ausschließen. Sollten sich nämlich die Maßnahmen, die zur Stabilisierung der EU Schuldenkrise oder zur Erhöhung der Wirtschaftsleistung in den USA führen sollen, als zielführend herausstellen, dann könnte die Lust nach dem Edelmetall schnell vergehen und massive Verkäufe der Gold-ETCs zur Ernüchterung, sprich: Preisrückgängen führen.

Wie immer im Leben hat die (Gold-)Münze zwei Seiten. Insofern sollte es nicht schaden, in einem gut diversifiziertem Portfolio einen gewissen Anteil dieses Edelmetalls, physisch und/oder über Wertpapiere abgebildet, zu besitzen um damit einem weiteren möglichen Anstieg der Inflationsraten zu begegnen.

Ein rein auf Goldinvestments ausgerichtetes Vermögen ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg – wie so oft ist die richtige Mischung entscheidend.

 

Holger Lüttke ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH, Hauptniederlassung Kelkheim und Mitglied des Anlageausschusses.