Konjunktursorgen treiben die Europäische Zentralbank um

Geposted von Andreas Rosner am

In dieser Woche blickt die Finanzwelt gebannt nach Litauen, wo sich in Vilnius am heutigen Donnerstag die EZB zu einer Offenmarktausschuss-Sitzung einfindet. Bei diesem Treffen werden sich die Währungshüter mit der sich abschwächenden Konjunktur in Europa (auch in Amerika gehen die Zahlen deutlich nach unten) intensiv befassen.

 

Handelskonflikte belasten das Wirtschaftswachstum

Der ungelöste Handelskonflikt zwischen den USA und China wird von den Volkswirten der EZB zunehmend als Risikofaktor für die Europäische Konjunktur eingeschätzt. Zwar haben die Wachstumszahlen im ersten Quartal mit 0,4% positiv überrascht doch drohen im weiteren Jahresverlauf wieder rückläufige Wirtschaftsdaten. Zu den Risiken zählt auch der sich zuspitzende Haushauskonflikt der EU-Kommission mit Italien, der die Kurse der Staatsanleihen des hoch verschuldeten Landes bereits temporär unter Druck gesetzt hat. Aber die weitaus größere Sprengkraft besitzt das Thema Strafzölle mit der US Präsident Trump die chinesische Industrie bereits belegt hat und auch die europäische Industrie bedroht. Und ganz aktuell plant Donald Trump mit der Androhung von Strafzöllen gegenüber Mexiko, eine bessere Grenzsicherung des Nachbarstaates „zu erpressen“.

Die EZB und die Bank of Japan verfehlen die Inflationsziele deutlich

Alle  wichtigen Notenbanken wie EZB, FED und die Bank of Japan definieren es als einen zentralen Punkt ihrer Politik, die Inflationsrate der jeweiligen Volkswirtschaft bei rund 2% zu stabilisieren.
Davon deutlich entfernt befindet sich die Inflation in der Eurozone (aktuell 1,7%) und in Japan (aktuell 0,5%). In beiden Wirtschaftsräumen wird sich die Inflationsrate im weiteren Jahresverlauf spürbar abschwächen.

Lediglich in den USA wird  das Inflationsziel von 2% nahezu erreicht.

Patrone Zinssenkung

In einer solchen Gemengelage bedienen sich die Währungshüter gerne dem Instrument der Zinssenkung. Allerdings ist die FED die einzige Notenbank, die bei einem Leitzins von 2,5% aktuell dazu in der Lage ist. Denn die Zinsen in Japan sind bereits seit 20 Jahren bei null Prozent und die EZB hat die Null-Linie im März 2016 eingezogen.
Was bleibt sind geldpolitische Maßnahmen, zumindest bei der EZB, wie z.B.die Neuauflegung von sog. TLTRO-III (targeted longer-term refinancing operations).
Dabei bietet die EZB den Geschäftsbanken im monatlichen Rhythmus Zentralbankgeld im Ausschreibungsverfahren mit einer Laufzeit von drei Monaten an, in der Regel als Zinstender, also gegen Abgabe eines Zinsgebots durch die Geschäftsbanken. Die Basistender der EZB ermöglichen den Geschäftsbanken eine längerfristige Versorgung mit Zentralbankgeld (Basisrefinanzierung) und ergänzen damit die in der Laufzeit kürzeren Hauptrefinanzierungsgeschäfte.

Fazit
Wir erwarten am Donnerstag eine deutliche Maßnahme der EZB, um das Wachstum und damit die Inflation in der Euro-Zone wieder anzuschieben. Zusätzlich könnte die Fed bereits früher als bisher erwartet den ersten Zinssenkungsschritt wagen. Auch die Bank of Japan wird vermutlich nicht umhin kommen alsbald, weitere unkonventionelle Maßnahmen zu ergreifen.

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.