Risiko: Was ist das?

Geposted von Bernd Heimburger am

Bevor man sich als Vermögensverwalter in die Analyse der Risiken an den Finanzmärkten stürzt, sollte man sich über die unterschiedliche Interpretation dieses Begriffes durch die verschiedenen Teilnehmer am Kapitalmarkt bewusst werden.

Privatanleger empfinden Risiko als Verlustgefahr

Der Privatanleger, als wichtiger Teilnehmer an den Finanzmärkten, versteht unter dem Begriff Risiko vor allen Dingen die potentielle Gefahr, Geld zu verlieren. Das Wort Risiko ist im deutschen Sprachgebrauch negativ belegt.

„Absolute Sicherheit ist das wichtigste Ziel der meisten Anleger. Doch wer das sucht, bekommt nach Abzug der Inflation heutzutage nur noch eines: garantierte Verluste“ schreibt die Welt am Sonntag am 11.03.12 und schließt daraus „Gewinn braucht Risiko“.

Ein Blick auf die Renditen der angeblich absolut sicheren deutschen Staatsanleihen belegt dies. Zweijährige Bundesanleihen bringen aktuell eine Rendite von ca. 0,2 %. Für die nächsten 12 Monate ist damit nach Inflation ein Verlust von 2 – 2,5%pro Jahr vorprogrammiert.

Professionals definieren Risiko als Volatilität

In der modernen Finanztheorie und damit bei den professionellen Marktteilnehmern wird das Risiko üblicherweise als Volatilität bezeichnet und so auch als Prozentsatz publiziert, als die Stärke von Kursschwankungen um einen Mittelwert. Damit verliert das Risiko seine ausschließlich negative Wertung, denn Kursschwankungen erfolgen sowohl nach oben wie auch nach unten. Auf dem Gebiet der Statistik wird die Standardabweichung als Maß für die Streuung der Werte einer Zufallsvariablen um ihren Mittelwert bezeichnet. In dieser unterschiedlichen Betrachtung des Risikos liegt oft der Grund für Missverständnisse zwischen dem Anleger und seinem Verwalter.

Aber nun ein Blick auf die beiden Kernelemente der Kapitalmärke:

Risiko am Rentenmarkt

In den letzten 30 Jahren war es rückwirkend betrachtet richtig, am Rentenmarkt im Bereich der risikoarmen deutschen Staatsanleihen investiert zu sein. Mit Ausnahme von 2 Jahren konnte immer ein positiver Ertrag erwirtschaftet werden, wie das nachfolgende Schaubild des deutschen Rentenindex REX zeigt.

REX Performance-Index 30 Jahre

Bisher: Dreißig Jahre lang Wertzuwachs mit Rentenwerten

Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Mit Renditen von 0,15 % im kurzfristigen Bereich bis 1,85% in langfristigen Laufzeiten beginnt nun eine neue Betrachtung, vor allen Dingen in Bezug auf das Risiko. Es gibt zwei Ebenen zu betrachten.

Zum Einen gibt es mit der Umschuldung Griechenlands auch in der EU keine Rechtssicherheit mehr, was die Rückzahlung von Staatsschulden und deren Zinsen betrifft. Zum Anderen besteht auch bei deutschen Bundesanleihen das Risiko von Kursverlusten. Steigt beispielsweise die Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen von aktuell 1,8 % auf 2,8 %, erleiden solche Anleihen Verluste von ca.10 % und diesen Verlusten stehen Zinsen von 1,8 % gegenüber. An diesem Beispiel kann der Anleger leicht ablesen, dass sich das Risiko am Rentenmarkt deutlich erhöht hat.

Risiko am Aktienmarkt

Es steht außer Frage, dass sich das kurzfristige Risiko an den Aktienmärkten in den letzten Jahren immer wieder durch heftige Ausschläge bemerkbar machte. Beispielhaft zeigen wir im nachfolgenden Schaubild dieses Risiko (Volatilität) am Beispiel des DAX:

Volatilitaetsprofil-Dax-2008-2012

Kurzfristiges Risiko (Volatilität) an den Aktienmärkten hier dargestellt im Volatilitätsprofil des Dax von 2008 bis 2012

 
Nun stellt sich aber für alle Teilnehmer an den Kapitalmärkten die Frage, ob die in der Vergangenheit Risiko-armen Anleihen nicht die schlechtere Alternative zu Aktienanlagen mit hohen Dividendenrenditen darstellt. Eine einfache Gegenüberstellung soll diese Betrachtung unterstützen.

10-jährige Bundesanleihe                  Rendite 1,8%                          Risiko (Volatilität)  5-10 %

ETF auf Dividenden-DAX                   Ausschütt.Rendite  4,2%        Risiko (Volatilität) 15-30%

Folgerung: Rendite gibt es nur mit etwas „Volatilität“

Daraus folgt, dass man mit einer Aktienanlage, die mehr als das doppelte ausschüttet, (ohne Kursgewinne mit einzurechnen) auch nur ein doppelt so hohes Risiko eingehen muß. Daraus sollte jeder Anleger den Schluß ziehen, dass er die Vermögensteile, die er kurzfristig zur Verfügung haben muß, auch nur relativ risikoarm investieren sollte. Im Umkehrschluß kann er die Vermögensteile, die erst langfristig zur Verfügung stehen sollen, auch in Anlagen mit höherem Risiko investieren und das durchaus mit dem Potential auf höhere Renditen.
 

Bernd Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und leitet die Niederlassung in Bad Krozingen.