Der Börsengang von Rivian – die beiden wertvollsten US-Autohersteller produzieren ausschließlich Elektrofahrzeuge

Geposted von Hans Heimburger am

Der Elektrofahrzeughersteller Rivian wurde am Mittwoch zum zweitwertvollsten US-Automobilhersteller nach Tesla, nachdem das Unternehmen den weltweit größten Börsengang des Jahres absolviert hatte. Das Unternehmen ist jetzt am Markt mit 105 Milliarden Dollar bewertet,  obwohl es bisher nur wenige Autos verkauft hat.  Zum Vergleich: die Traditionsunternehmen Ford und General Motors bringen es auf einen  Börsenwert von 78 Milliarden bzw. knapp 90 Milliarden Dollar.

Verbraucher und Investoren fokusieren sich auf Elektrofahrzeuge

Die oben beschriebenen Entwicklungen unterstreichen das wachsende Interesse von Verbrauchern und Investoren an klimafreundlichen Transportlösungen. Rivian konzentriert sich auf den Bau von Pickups, die sich vor allem in Amerika großer Beliebtheit erfreuen. Das Modell R1T kostet in der bereits vergriffenen Launch Edition 75.000 Dollar.  Das 2009 von Robert Scaringe gegründete Unternehmen nahm mit dem Börsengang rund 12 Milliarden Dollar ein. Amazon.com und Ford hatten sich bereits vor einiger Zeit an Rivian beteiligt und können sich nun über den hohen Wert dieses Assets freuen.

Die Einführung von E-Fahrzeugen schreitet viel schneller voran als erwartet, angetrieben durch nachhaltigkeitsbewusste Verbraucher und eine unterstützende Regierungspolitik. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass bis 2025 weltweit etwa 25 % der Neuwagen elektrifiziert sein werden und bis 2030 bis zu 60-70 %.

Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren werden zum Auslaufmodell

Wir sind seit geraumer Zeit der Auffassung, dass der Trend zur Elektrifizierung des Straßenverkehrs unaufhaltsam voranschreitet. Dies mag im Heimatland von Carl Benz und Gottlieb Daimler einen gewissen nostalgieschen Wehmut hervorrufen aber die Blick muss nach vorne gerichtet bleiben. Gerade für die deutschen Autokonzerne gilt es den Anschluss an Tesla & Co. (die lupenreinen Stromer) nicht zu verlieren. Die Bewältigung des Spagats, ein wettbewerbsfähiges E-Auto-Angebot aufzubauen und auf der anderen Seite im Verbrennermarkt auch noch hinreichend Geld zu verdienen, gleicht einer Herkulesaufgabe.

Enorme Herausforderung für die deutschen Autozulieferer

Bosch, Continental, ZF Friedrichshafen, Mahle und Schaeffler sind die nach Umsatz fünf größten deutschen Autozulieferer. Auch sie und all ihre Branchenkollegen müssen die schwierige Aufgabe der Transformation zum Elektroantrieb bewältigen aber gleichzeitig ihre Großkunden mit den Zulieferteilen für die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren noch einige Jahre in gewohnter Qualität bedienen.

Voraussichtlich schon Ende dieses Jahres soll das noch nicht einmal endgültig genehmigte Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin in Betrieb gehen. Tesla-Chef Elon Musk will hier das Model Y und Millionen von Batteriezellen produzieren. Dann wird Tesla nicht nur auf den deutschen Strassen immer präsenter sein, sondern auch sein Produktions-Debüt in Deutschland (und Europa) geben. Doch steckt eigentlich auch deutsche Technologie in den Autos des amerikanischen Elektropioniers? „Ja, jede Menge“, lautet die Antwort. Eine aktuelle Untersuchung ergab, dass rund ein Drittel der rund 3000 Teile und Baukomponenten eines Tesla  von deutschen Firmen stammen. Basis der Analyse war das sehr beliebte Model 3.

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.