Die Elektrorevolution kommt in Fahrt

Geposted von Thomas Boldt am

Verbrennung und Direktverbrauch war gestern – Elektromobilität und dezentrale Speicherung sind die Zukunft!

Energiewende, Dieselfahrverbot, Atomausstieg, Klimawandel – diese und noch viele weitere Begriffe unseres täglichen Sprachgebrauchs führten in den vergangenen Jahren zu einer wahren Zeitenwende, die vor 25 Jahren kaum jemand für möglich hielt: Der Sprung vom Zeitalter der fossilen Verbrennung und des möglichst sofortigen Verbrauchs hin zur Dezentralisierung der Energieerzeugung, der entsprechenden Notwendigkeit zur Speicherung vor Ort und in letzter Konsequenz auch zu einer wahren Revolution der Mobilität. Nach über 100 Jahren Verbrennungsmotor zündet nun endlich die nächste Entwicklungsstufe, und die heißt Elektromobilität oder auf neudeutsch „Electro mobility“.

Musk macht’s möglich – oder wie ein Südafrikaner die Allmacht der Ölmultis bricht

Wenngleich China längst den Ton angibt, ist die Elektro-Revolutions-Bewegung vor allem auf einen Namen zurückzuführen: Elon Musk! Der exzentrische Südafrikaner der zunächst durch die Erfindung und den Verkauf des Bezahlungssystems PayPal an eBay Schlagzeilen machte, hatte zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Vision von einer rein elektrischen Fortbewegung und gründete daraufhin 2004 Tesla Motors. Damit löste er eine wahre Kettenreaktion aus, die dazu führte, dass viele Staaten, Unternehmen und auch Privatleute mittlerweile klar auf den Elektromotor als zukünftiges Antriebsmittel sowie entsprechende Energiespeicher-Systeme setzen. Wenngleich Musk den Elektromotor nicht erfunden hat, wird er in den Geschichtsbüchern stets als der verzeichnet sein, der die Allmacht der Ölmultis gebrochen und eine neue Ära der Fortbewegung eingeleitet hat.

Das Zeitalter der Elektromobilität hat begonnen! Viele Länder setzen jetzt voll auf die Elektromobilitäts-Karte

Allen voran zur Erreichung der selbst gesteckten Klimaziele sind bereits mehrere Länder auf den Elektromobilitäts-Zug aufgesprungen und haben Maßnahmen eingeleitet, die die Abkehr vom Verbrennungsmotor und gleichzeitige Wende zum Elektromotor nochmals beschleunigen. So haben Norwegen und die Niederlande einen Verkaufsstopp für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ab 2025 beschlossen. Indien will dies bis 2030 erreichen, Frankreich bis 2040. Deutschland will erreichen, dass EU-weit ab 2030 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge verkauft werden. In China sollen 2025 mindestens 25% aller neu zugelassenen Fahrzeuge emissions-frei sein. Großbritannien will bis 2040 nachziehen. Ebenso Kalifornien.

Autohersteller planen den Bau vieler Millionen Elektrofahrzeuge

Diese geplanten Maßnahmen setzen die Autohersteller unter Druck, sodass diese bereits reagiert haben und folgende Unternehmensziele ausgegeben haben:

BMW: Bis 2025 sollen 15 bis 25% aller hergestellten Fahrzeuge rein elektrisch betrieben werden, was insgesamt etwa 300.000 bis 600.000 Fahrzeuge betrifft;

Chevrolet: Nach 30.000 verkauften Elektrofahrzeugen in 2017 noch keine konkreten Ziele definiert;

China: Die mittlerweile über 170 chinesischen Autobauer wollen 2020 mindestens 4,5 Millionen Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen;

Daimler: Zehn neue Elektromodelle bis 2022. Bis 2025 sollen 15 bis 25% aller hergestellten Fahrzeuge rein elektrisch betrieben werden, was insgesamt etwa 300.000 bis 600.000 Fahrzeuge betrifft;

Ford: Bis 2020 sollen mindestens 13 Modelle elektrisch angetrieben werden, was etwa 10 bis 25% der kompletten Modellpalette betrifft;

General Motors: 20 neue Elektromodelle bis 2023 und komplette Umstellung auf Elektromobilität – Zeitraum noch offen;

Honda: 2030 sollen zwei Drittel aller Modelle mit Elektromotor laufen – nach heutigem Stand etwa 3,3 Millionen;

Hyundai: Mindestens 10% Elektrofahrzeug Anteil bis 2025 – 800.000 Fahrzeuge;

Peugeot: 80%ige Umstellung auf Elektroantrieb bis 2023;

Porsche: Umstellung von 90% der Produktpalette auf Elektroantriebe;

Renault/Nissan: 1,5 Millionen Fahrzeuge ab 2020;

Tesla: 1 Million Fahrzeuge ab 2020;

Toyota: 50%ige Umstellung auf Elektroantrieb und Hybrid bis 2030;

Volvo: 100%ige Umstellung auf Elektro- und Hybridantrieb bis 2019 (500.000 Fahrzeuge);

VW-Gruppe: Bis 2025 sollen 20 bis 25% aller hergestellten Fahrzeuge rein elektrisch betrieben werden, was insgesamt etwa 2 bis 3 Millionen Fahrzeuge betrifft. Bis 2030 sollen 300 Elektromodelle auf den Markt gebracht werden.

Insgesamt planen die führenden Autohersteller allein ab 2025 über 20 Millionen Elektrofahrzeuge pro Jahr herzustellen. Ab 2030 ist mit jährlich 25 Millionen elektrisch betriebenen Fahrzeugen zu rechnen, ab 2040 gar mit 60 Millionen Fahrzeugen pro Jahr. Allein Daimler will in den kommenden Jahren über 80 Milliarden Euro in die Elektromobilität investieren. Bloomberg rechnet damit, dass spätestens 2040 jedes zweite Neufahrzeug mit einem Elektroantrieb ausgestattet sein wird.

Lithium-Ionen-Akkus gelten für Elektrofahrzeuge als das Non-Plus-Ultra

Das Herzstück eines jeden Elektrofahrzeugs ist neben dem Motor der Energiespeicher, also ein wiederaufladbarer Akkumulator (kurz: Akku). Um langfristig wirtschaftlich betrieben zu werden, benötigen Elektrofahrzeuge, aber auch immer stärker aufkommende dezentrale Speicher – etwa für Photovoltaik- oder Windkraftanlagen – immer leistungsstärkere Akkus. Dabei hat sich der Lithium-Ionen-Akku mittlerweile als klarer Favorit herauskristallisiert. Das liegt unter anderem daran, dass innerhalb eines Lithium-Ionen-Akkus die Spannung über den Austausch von Lithium-Ionen erreicht wird. Wegen ihrer hohen Energiedichte liefern Lithium-Ionen-Akkus über den gesamten Entladezeitraum eine konstante Leistung und weisen keinen sogenannten Memory-Effekt auf, also einen sukzessiven Kapazitätsverlust bei langjähriger Benutzung beziehungsweise häufiger Teilentladung.

Die Anwendung von Lithium, Kobalt und Nickel in gleichnamigen Lithium-Ionen-Batterien beziehungsweise –Akkus im Automobilbau ist die eine Seite der Medaille. Entsprechend größere Energiespeicher werden mehr und mehr für die Speicherung von Strom aus alternativen Energiequellen eingesetzt.

Der geradezu explosionsartige Ausbau der Energieerzeugung aus Windparks oder mittels Solarzellen ist zwar in Sachen Umweltschutz ein Riesenfortschritt, für die Stromnetze aber eine enorme Herausforderung.

Denn regenerative Energiequellen weisen bei der Stromerzeugung häufig extreme Schwankungen auf. Wenn der Wind bläst oder die Sonne scheint, werden in kurzer Zeit große Mengen an Strom in das Leitungsnetz „gepumpt“. Es entstehen kurzfristig teils enorme Überkapazitäten an Strom, die überhaupt nicht gebraucht werden. Berechnungen zufolge gehen schon heute bis zu 20% des Jahresertrags eines Windparks verloren, weil die Turbinen wegen Netzüberlastung kurzfristig abgestellt werden müssen. Abhilfe können Speichermöglichkeiten schaffen, die die überschüssige Energie zunächst aufnehmen und später bei Bedarf, das heißt bei drohender Unterversorgung wieder in das Stromnetz abgeben. Dabei spielt vor allem der Vanadium-Redox-Akkumulator eine entscheidende Rolle.

Fazit: Die Nachfrage nach Akkumulatoren bzw. nach Lithium steigt rasant!

Die Nachfrage nach Lithium erscheint nicht nur allein aufgrund, aber vor allem wegen des neuen Boom-Sektors Elektromobilität nahezu gigantisch! Während diese im Falle von Lithium im Jahr 2000 noch bei rund 65.000 Tonnen LCE lag, waren es 2017 bereits 220.000 Tonnen LCE, die pro Jahr nachgefragt wurden. Bis 2025 rechnen Experten mit einem Anstieg der LCE-Nachfrage auf über 900.000 Tonnen pro Jahr. Treibender Faktor wird dabei vor allem die Nachfrage aus dem Batterien- beziehungsweise Akku-Sektor und damit verbunden aus dem Automobilgewerbe sein. Während 2015 nur etwa 40% der Lithium-Nachfrage aus dem Batterien- und Akku-Sektor stammte (60% der Nachfrage kamen aus anderen Bereichen), wird dessen Anteil bis 2025 voraussichtlich auf über 90% ansteigen.

Insgesamt betrachtet deutet sich sowohl für den Lithium-, als auch für den Kobalt-, den Nickel und den Vanadium-Markt ab sofort ein Angebotsdefizit an, da die Nachfragesteigerung die Angebotsausweitung zukünftig (weit) überschreiten dürfte. Da über 2025 hinaus kein Ende der Nachfragesteigerung in Sicht ist und zudem auch noch keine nennenswerten großen Produktions-Projekte in der Pipeline sind, dürfte dieser Zustand auf absehbare Zeit anhalten. Gerade die Entwicklungs-Gesellschaften, die ihre jeweiligen Projekte bereits weit fortentwickelt haben, sollten in den kommenden Monaten die größten Kurschancen bieten, auch hinsichtlich einer möglichen Konsolidierung, sprich durch Übernahmeszenarien.

Die Elektro-Revolution nimmt gerade erst so richtig Fahrt auf und wird zu einem langanhaltenden Boom bei Lithium, Kobalt, Nickel und Vanadium führen!

 

 

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH