Editorial der Freitags-Info vom 01.07.2022

Geposted von Andreas Rosner am

Wasserstoff – Energieträger der Zukunft

Liebe Leserinnen und Leser,

der durch den Ukraine Krieg ausgelöste Anstieg der Öl- und Gaspreise hat eine intensive Debatte über die Energieversorgung der Zukunft ausgelöst und sowohl auf Ebene der EU aber auch der nationalen Regierungen wird heftig über den besten Weg gestritten. Immer vor dem Hintergrund, dass eh schon angeschlagene Klima nicht noch weiter zu belasten, sondern einen Kurs einzuschlagen, der entlastet, um das Klimaschutzabkommen von Paris mit einer Begrenzung des Anstiegs der Erderwärmung von 1,5 Grad nicht aus dem Auge zu verlieren.

Und die Liste der Streitfragen ist lang. Ab wann und kommt überhaupt das Verbot von Verbrennungsmotoren?  Kommen die AKW wieder ans Netz? Wie kommt der Strom aus Offshore Parks in der Nordsee in den Süden Deutschlands. Wird das Neun-Euro-Ticket verlängert und erreicht die Bundesregierung das Ziel die Verkaufszahlen von E-Autos in den nächsten Jahren voranzutreiben.

Und dann wäre da noch das Thema Wasserstoff.

Jules Verne beschrieb in seinem Buch „Die geheimnisvolle Insel“ bereits 1874 Wasserstoff als die Kohle der Zukunft:

»…mit Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist […] Wasserstoff und Sauerstoff, werden wir auf unabsehbare Zeit die Energieversorgung der Erde sichern. Eines Tages werden Dampfer und Lokomotiven keine Kohlebunker mehr führen, sondern Gastanks, aus denen komprimierte Gase durch Rohre in die Heizkessel strömen. Das Wasser ist die Kohle der Zukunft. …«

Jules Verne sah in seiner Vision bereits die Erzeugung des Wasserstoffs mittels Elektrizität vor, beantwortete aber nicht die Frage, wie dieser Strom erzeugt werden sollte.

Und man könnte meinen, dass wir heute nicht viel weiter sind!  Zugegeben, die Antwort auf die Frage, wo der Strom herkommen soll, ist einfach. Am besten aus erneuerbaren Energien. Dann reden wir vom grünen Wasserstoff. Aber da gibt es ja noch den sog. blauen Wasserstoff. Für die Produktion wird aber Erdgas benötigt. Das CO2 das dabei entsteht kann heute dank Carbon Capture and Storage (CCS) technisch isoliert und eingelagert werden. Leider gibt es für diese Technologie in Deutschland wenig Begeisterung. Zu groß ist die Sorge, das eingelagertes CO2 eines Tages doch wieder freigesetzt wird und somit das Klima massiv belastet. In anderen Ländern wie Norwegen geht man damit viel lockerer um. Seit 25 Jahren wird dort CCS angewendet und das Kohlendioxid wird bis zu 3000 Meter unter dem Meeresspiegel eingelagert. Allein um Norwegen herum sei die Speicherkapazität groß genug um die CO2- Emissionen Deutschlands des vergangenen Jahres 150-mal einzulagern.

Wir befinden uns aktuell an einem entscheidenden Punkt, ob Wasserstoff der Energieträger der Zukunft wird. Die Industrie steht in den Startlöchern, wartet aber auf Signale der Politik. Denn Investitionen in diese Technologie sind teuer und benötigen zeitlichen Vorlauf. Die Industrie muss sich darauf verlassen, dass die Politik ein Zielbild für den Ausbau der Wasserstofftechnologie entwickelt und Fördermaßnahmen schneller durchwinkt.

Denn nicht erst seit 1874 gilt Wasserstoff als zentrale Technologie für das Gelingen der Energiewende. Er gilt als Chance energiefressende Branchen wie etwa die Stahl- und Chemieindustrie zu dekarbonisieren.  Denn eines ist klar: das billige Putin Gas wird nie mehr zurückkommen.

Bleiben Sie gesund, halten Sie bitte weiterhin Abstand und genießen Sie das Wochenende.

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger

 

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.