Von den Schweden lernen
Schon lange ist es kein Geheimnis mehr, dass das Rentensystem in Deutschland einer grundlegenden Reformierung bedarf. Die aktuelle Ampelregierung hat dazu einige Vorschläge, bereits zu Beginn ihrer Amtszeit im Koalitionsvertrag unterbreitet. Im Rentenpaket II sollte nach dem Willen von SPD und FDP ein Kapitalstock von 10 Milliarden Euro aus Haushaltsmitteln in die sogenannte Aktienrente eingebracht werden. Umgesetzt wurden diese Pläneaber bislang nicht. Doch nun kommt Bewegung in dieses Vorhaben.
Auf Ihrem Parteitag am vergangenen Wochenende machten die Jungen Liberalen (Julis) Druck, das Thema Aktienrente in den Leitantrag zu einer neuen Wirtschaftspolitik zu bringen. Ihre unmissverständliche Forderung ist sehr klar formuliert: die Aktienrente soll nicht über die Aufnahme neuer Staatsschulden (zulasten der jungen Generation) finanziert werden, sondern direkt über die Beiträge aller Arbeitnehmer.
Und hier gilt Schweden als Vorbild! Dort zahlt jederArbeitnehmer 2,5 Prozent seines Einkommens verpflichtend in einen vom schwedischen Staatgesteuerten Fonds oder bestimmte andere Produkte mit Aktien und Anleihen ein.
Würde man dieses Modell aus Schweden auf die Bundesrepublik übertragen hätte dies durchaus seinenCharme. Die Rente wäre stabiler, weil es unabhängiger vom Staatshaushalt und dem Einfluss der Politiker wäre und am Ende des Tages würde es auch in Deutschland zu einem großen staatlichen Pensionsfonds führen. Man würde die Akzeptanz der Aktie als Anlageinstrumenterhöhen und die Position Deutschlands an den internationalen Kapitalmärkten stärken.
Das dies dringend nötig ist zeigt ein Blick auf den wichtigsten Aktienindex der Welt, den MSCI World. Obwohl die Bundesrepublik als drittgrößte Volkswirtschaft gilt, beträgt der Anteil deutscher Aktien in diesem Index gerade einmal 2,3 Prozent.
Bei 35 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in unserem Land könnten in einen Staatsfonds nach schwedischem Vorbild das Dreifache an Einnahmen fließen als die Summe, die bislang in dasGenerationenkapital fließt. Die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer würde sich auf der Stelle verdreifachen. Das sollte eine viel größere Vertrautheit und Gelassenheit der Menschen mit den typischen Volatilitäten des Kapitalmarkts schaffen, wie auch Erfahrungen aus Schweden zeigen. Ein breiterer Markt könnte zudem mehr Firmen anlocken. Und mehr Börsengänge sorgen für mehr internationale Aufmerksamkeit, die die Kurse stützen kann.
Es gibt bereits viele Länder die das Modell desStaatsfonds sehr erfolgreich umgesetzt haben. Dergrößten weltweit, mit rund 1,3 Billionen US-Dollar, ist dernorwegische Pensionsfonds, Er legt seit jeher Reserven aus Ölverkäufen an, um die Wirtschaft gegen Schwankungen der Preise zu schützen und um für die Sozialversicherungskosten der Zukunft vorzusorgen. Einen ähnlichen Weg beschreiten Australien oder Neuseeland. Sie finanzieren bereits über Pensionsfonds aus Steuermitteln kapitalgedeckte Renten.
Das ein großer Staatsfonds die Aufmerksamkeit großer Investoren aus dem In- und Ausland auf die heimische Börse lenkt liegt auf der Hand, denn sie können sehr gut abschätzen, dass es dort einen großen, stabilen Käufer gibt, auch wenn dieser weltweit investiert.
Das Fazit daraus: es verstärkt sich der Eindruck daseine Übernahme des schwedischen Modells den deutschen Kapitalmarkt stärken kann und wird.
Wenn jetzt noch die Politik diese Zeichen erkennt, kann das Gesetz zur Rentenreform eindeutig verbessert werden.
Andreas Rosner und das gesamte Team von G&H wünschen Ihnen ein schönes Wochenende