Editorial der Freitags-Info vom 05.03.2021

Geposted von Thomas Boldt am

Die deutsche Aktienkultur im Wandel 

Laut aktuellen Daten des Deutschen Aktieninstituts (DAI) ist die Zahl der Aktionäre in Deutschland im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und erreichte einen Wert von 12,4 Mio. Menschen. Insbesondere die junge Generation hat im zurückliegenden Jahr die Börse für sich entdeckt.

„Die Zahl der Aktiensparerinnen und Aktiensparer in Deutschland ist im letzten Jahr um 2,7 Mio. in die Höhe geschnellt. Das bedeutet: Jeder sechste Deutsche hatte im vergangenen Jahr Aktien, Aktienfonds oder ETFs in seinem Depot. Mehr deutsche Aktionäre gab es zuletzt im Jahr 2001, bevor die Internetblase geplatzt ist.

Begünstigt wurde der Aktionärsboom in Deutschland im vergangenen Jahr durch die im Zuge des Corona-Crashs deutlich gesunkenen Aktienkurse. Darüber hinaus sorgten ausgefallene Urlaube, geschlossene Restaurants und Einzelhandelslokale in den Innenstädten dafür, dass die Menschen mehr Geld gespart haben, das dann wiederum für Aktieninvestitionen zur Verfügung stand.

Auch die Tatsache, dass die Menschen in den Lockdowns mehr Zeit hatten, sich mit den Themen Geldanlage und Börse zu beschäftigen, sorgte für viele neue Aktionäre. Besonders stark waren die Zuwächse bei der Gruppe der unter 30-Jährigen.

Fast 600.000 junge Erwachsene wagten sich neu auf das Börsenparkett. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von fast 70% (!) und damit der mit Abstand stärkste Anstieg aller in der Studie untersuchten Altersgruppen.

Bleibt die Frage, warum sich so viele neue junge Menschen seit dem vergangenen Jahr für das Thema Börse interessieren. Ein wichtiger Punkt: Die vielen sogenannten Neobroker, die per App einen einfachen, schnellen und vor allem auch kostengünstigen Börsenhandel anbieten.

„Der letztjährige Boom bei den Aktionären ist ein gutes Zeichen für die Aktienkultur in Deutschland“,“, kommentiert Frau Bortenlänger vom DAI. „Viele der Menschen, die 2020 in Aktien investiert haben, haben sich für das Sparen in Aktienfonds und Aktien-ETFs entschieden. Sie wollen langfristig dabeibleiben.“ Es gibt aber auch neue Aktionäre, die die Börse als eine Art Casino betrachten und somit Zocker und nicht Anleger sind.

Ich hoffe, dass es nicht allzu viele sind. Denn die allermeisten Zocker werden auf absehbare Zeit ihren Einsatz oder wenigstens große Teile davon verlieren und dann der Börse wieder den Rücken kehren. Hier wird sich die Geschichte wiederholen. Bereits nach dem Platzen der Internetblase zu Beginn dieses Jahrtausends kehrten viele Menschen der Börse den Rücken.

Ich empfehle den vielen neuen Aktionären – insbesondere den jungen – die Börse für den langfristigen Vermögensaufbau zu nutzen und nicht als Casino zu betrachten.

Bleiben Sie gesund!

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein erholsames Wochenende

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH