Gold und Silber in der Chartbetrachtung

Geposted von Hans Heimburger am

GOLD konnte im bisherigen Jahresverlauf die insgesamt hohen Erwartungen an die Preisentwicklung nicht erfüllen. Angesichts weltweit enormer Bilanzausweitungen (die Geldpressen laufen auf Hochtouren) der Notenbanken und stark gestiegener Inflationserwartungen, schien es eine Frage der Zeit zu sein bis das Rekordhoch vom August 2020 zumindest wieder erreicht wird.

Der aktuelle Renditeanstieg überwiegt die zukünftigen Inflationsängste

Vor allem die im Verlauf des Februars 2021 sehr schnell und kräftig angestiegenen Renditen im amerikanischen Rentenmarkt, spuckten dem Goldpreis mächtig in die Suppe, wie der nachfolgende Chart verdeutlicht.


Gestern erschien in der FAZ ein Artikel zum Gold und seiner angeblichen Perspektivlosigkeit. Vor wenigen Monaten überschlugen sich die sogenannten Experten noch mit Prognosen von 2.500 Dollar je Unze bis 3.500 Dollar  zum Jahresende 2021. Vermutlich benötigt es die aktuelle Ernüchterung, um das Feld für einen neuerlichen Preisanstieg zu bestellen.

Die Charts lügen nicht

Der Goldpreis konnte sein neues Allzeithoch (2.070 Dollar je Unze) im August letzen Jahres nicht behaupten. Und das hatte Folgen. Keine katastrophalen zwar, aber seitdem konsolidiert das Gold. Und dieser Prozess zieht sich mittlerweile in die Länge und fordert einmal mehr viel Geduld.

Über Monate hat sich beim Gold die oben eingezeichnete Konsolidierungsflagge herausgebildet. Diese Flagge macht einen kompakten, stabilen und damit auch trendbestätigenden Eindruck. Sie sollte mit hoher Wahrscheinlichkeit daher in der Zukunft auch nach oben aufgelöst werden. Allerdings verläuft der mittelfristige Abwärtstrend (obere Flaggenbegrenzung) aktuell mit 1.920 Dollar noch relativ weit entfernt, so dass dieses Trendbruchkaufsignal kurzfristig kein Thema sein sollte.

Gestern und heute ist der Goldpreis an der unteren Kanalbegrenzung bei rund 1.700 Dollar exakt angekommen. Diese starke Chartunterstützung eröffnet somit eine antizyklische Chance auf der Longseite. Das erste Nahziel wäre dann das markante Vorgängertief von Ende November 2020 bei 1.764 Dollar.

Silber: halb Edelmetall – halb Industriemetall

In seinem Homepage-Beitrag am 19. Februar 2021 – „Joe Bidens silberner Plan“ – hat mein Kollege, Thomas Boldt, die extrem vielseitige Verwendung von Silber als Industriemetall ausführlich beschrieben. Dieser Industrieaspekt von Silber führte in den vergangenen Monaten zu einer besseren Wertentwicklung des Silbers im Vergleich zu Gold.

In den vergangenen Tagen spielt nun, analog zum Gold, der Edelmetallcharakter wieder eine Rolle und damit gelten die oben genannten Zinsbelastungen auch für den Silberpreis.

Auch beim Silber dauert die Konsolidierung seit dem Hoch im Sommer 2020 jetzt schon lange Monate an. Nach dem Test des Langfristwiderstandes bei 29,86 Dollar Ende Januar versetzte erst das anschließende False-Breakout am wichtigen Vorgängerhoch bei 27,93 Dollar das Silber wieder in den Korrekturmodus. Einer voll ausgefahrenen neuen Abwärtsamplitude steht derzeit allerdings noch der mittelfristige Aufwärtstrend seit Ende November im Weg. Dieser Trend verläuft in dieser Woche bei 26,00 Dollar. Gerade gestern und heute wurde er erstmals erreicht und bis zur Stunde gehalten. Das hält die Bullen zunächst weiter im Spiel. Erst wenn dieser Aufwärtstrend fällt, läuft die neue Abwärtsamplitude noch einmal voll an mit einem worst-case Ziel von 21,66 Dollar je Unze.

 

 

 

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.