Editorial der Freitags-Info vom 12.03.2021

Geposted von Andreas Rosner am

Ölpreisanstieg – wohin geht die Reise

Im Februar dieses Jahres sprang der Ölpreis für die Nordsee-Sorte Brent nach über einem Jahr wieder über die Marke von 60 Dollar. Die Hoffnung dahinter war, dass die Corona Pandemie durch die bevorstehenden Massenimpfungen zurückgedrängt wird. Der Optimismus war groß, dass viele Beschränkungen des öffentlichen Lebens zurückgefahren werden und die Nachfrage nach Rohöl und Ölprodukten wie Benzin wieder stärker anzieht. Hinzu kam das in den USA geplante gigantische Konjunkturpaket in einer Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar das inzwischen verabschiedet worden ist. Preistreibend wirkte auch die weiterhin künstlich knapp gehaltene Förderung von Saudi-Arabien und das die USA an Ihren Sanktionen gegenüber dem Iran festhalten und somit eine baldige Rückkehr iranischer Ölexporte unterbleiben. Hinzu kam das die Ölförderung niedriger war als die Nachfrage. Folglich sind die Lagerbestände wieder gefallen, nachdem sie in der ersten Hälfte des letzten Jahres deutlich gestiegen waren.

Die Opec treibt den Ölpreis noch weiter

So titelte die FAZ Anfang März und verwies darauf, dass die Ölstaaten die Normalisierung der Ölförderung nach den Kürzungen der Corona-Krise weiter in die Zukunft verschieben. Saudi -Arabien will seine freiwillige Kürzung um 1 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag in den April hinein verlängern. Zeitweise notierte der Preis der Nordsee-Ölsorte Brent bei mehr als 69 Dollar je Barrel. Das ist der höchste Stand seit Januar 2020.

Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung des Ölpreis (Sorte Brent in Dollar je Barrel)

 

 

Erwartet worden war, dass die Ölstaaten nach den Förderkürzungen im Zuge der Corona-Pandemie die Mengen jetzt wieder deutlich anheben, wie Giovanni Staunovo, Ölanalyst der Bank UBS, ausführte. Das wichtige Ölförderland Saudi-Arabien hatte zu Beginn des Treffens aber für Vorsicht geworben.

„Die Ungewissheit über das Tempo der wirtschaftlichen Erholung ist nicht zurückgegangen“, sagte Energieminister Abdulaziz bin Salman: „Bevor wir die nächsten Schritte unternehmen, sollten wir sicher sein, dass der Lichtstreifen, den wir vor uns sehen, kein Scheinwerfer eines entgegenkommenden Expresszuges ist.“

Auch wurde im März in Saudi-Arabien ein Drohnenangriff auf eine Ölproduktionsstätte gemeldet der aber erfolgreich abgewehrt wurde.

Wohin geht die Reise?

Ob sich der Anstieg der Ölpreise in den nächsten Monaten weiter fortsetzt ist aber keine ausgemachte Sache. Viel wird davon abhängen, ob die Coronakrise weltweit ein schnelles Ende findet. Sollte die Impfgeschwindigkeit in weiten Teilen der Welt weiterhin sehr schleppend verlaufen und keine Klarheit bestehen, wann ein „normales Leben“ wieder möglich ist, wird die Nachfrage nach Öl eher rückläufig sein und die Preise auf diesem Niveau stabilisieren. Gelingt aber der Durchbruch bei der Bekämpfung des Virus könnte die Disziplin der Opec auf eine harte Probe stellen. Sollten die Förderbegrenzungen dann wieder aufgehoben werden (Angebotsüberhang) könnte das den Preis zum Jahresende wieder drücken.

Bleiben Sie gesund, halten Sie bitte weiterhin Abstand und genießen Sie das Wochenende.

 

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.