Editorial der Freitags-Info vom 13.08.2021

Geposted von Andreas Rosner am

Flash crash bei Gold und Silber

Wörtlich übersetz bedeutet flash crash „Blitzabsturz“ und einen solchen haben die Rohstoffe Gold und Silber am vergangenen Montag erlebt. Über 6% verlor der Goldkurs pro Unze (31,1 Gramm) und beim Silber waren die Kursrückgänge ähnlich hoch.

An den Finanzmärkten sagt man oft, dass der Markt „atmet“ und die Akteure verschiedene Interessenslagen bedienen, aber diese Entwicklung über das vergangene Wochenende bis in den frühen Montag hinein war doch mehr als ein „nach Luft schnappen“.

Zinsängste und mangelnde Liquidität

Die Sorge vor steigenden Zinsen spielt bei der Preisfindung von Gold und Silber immer eine kurstreibende Rolle. Denn diese Rohstoffe werfen keine Zinsen ab und im Umfeld steigender Zinsen für die Anlageklasse Anleihen entwickeln sich die Preise häufig unterdurchschnittlich. Verstärkt wurde dieser Prozess durch einen liquiditätsarmen asiatischen Handel. Wenn dann außergewöhnlich hohe Umsätze auf den Markt kommen – laut Bloomberg wechselten Sonntagnacht Goldkontrakte von 500 Millionen US-Dollar den Besitzer – kommt es zu einer starken Kursreaktion, die den Goldpreis unter die Marke von 1.700 US-Dollar pro Unze drückten.

Positiver US-Arbeitsmarktbericht

Die jüngst veröffentlichten Daten zum US-Arbeitsmarkt per Ende Juli 2021 sind zudem überraschend positiv ausgefallen, sodass auch von der Markttechnik negative Signale entstanden sind. Denn die Aussicht auf eine Erholung des Arbeitsmarktes könnte die US-Notenbank einen Schritt näher an den Punkt bringen, an dem sie die Reduktion des aktuellen Anleihekaufprogrammes in Aussicht stellt. Das zinslose Gold stellt dann keine Alternative mehr zu höher verzinsten US-Anleihen dar, wie oben bereits erwähnt.

Preismanipulation

Doch neben diesen finanzmarkttechnischen Ursachen macht auch der Begriff der Manipulation die Runde. Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten begleitet der Edelmetallmarkt die Methode, in ausgedünnten Marktphasen eine gewisse Preiswirkung zu erzielen. In einem ausgewogenen Handel bei dem ein Angebot auf eine ähnlich hohe Nachfrage trifft, kommt es in der Regel nicht zu diesen starken Schwankungen. Wenn aber Akteure in einem Markt, der traditionell Liquiditätsengpässe aufweist sich dies zunutze machen, indem sie das Angebot wie geschehen hochfahren, ist der Vorwurf der Preismanipulation durchaus gerechtfertigt. Mit anderen Worten, dieser Flash crash wurde bewusst herbeigeführt.

Mittlerweile haben sich die Kurse der beiden Edelmetalle auch wieder deutlich stabilisiert.

Bleiben Sie gesund, halten Sie bitte weiterhin Abstand und genießen Sie das Wochenende.

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.