Editorial der Freitags-Info vom 19.05.2023

Geposted von Thomas Boldt am

Die neuen Klimagesetze und ihre Folgen

Vor einigen Wochen hat das EU-Parlament mehreren wichtigen Klimagesetzen mit breiter Mehrheit zugestimmt. Dabei wurde auch eine Verschärfung des Emissionshandels beschlossen. Die Zahl der Verschmutzungsrechte soll schneller reduziert werden als bisher geplant. Damit gewinnt das wichtigste und effizienteste Instrument der europäischen Klimapolitik an Wirkung.

Der Emissionshandel wurde auch auf den Verkehrssektor und die Immobilienwirtschaft ausgeweitet. Die Einigung sieht den Start des Emissionshandels für das Jahr 2027 vor. Ich erwarte, dass dieses Gesetz schon in Kürze Erneuerungsinvestitionen in Milliardenhöhe anstoßen wird. 

Der Emissionshandel macht Brennstoffe, wie sie beispielsweise zum Heizen von Gebäuden benötigt werden, noch einmal deutlich teurer. Durch die Konstruktion des Emissionshandels wird die verfügbare Zahl der Zertifikate zudem jedes Jahr verringert. Damit steigt der Anreiz, weniger auszustoßen. Angebot und Nachfrage regeln hier von ganz allein und bestrafen klimaschädliches Verhalten. 

Statt Kosten in CO2-Zertifikate zu stecken, werden viele Immobilienbesitzer eine energetische Sanierung in Betracht ziehen. Dazu gehören eine bessere Dämmung, eine effizientere Heizung oder die Aufrüstung alternativer Energien, um weniger fossile Brennstoffe zu verbrauchen. 

Experten gehen davon aus, dass 80% aller Gebäude in der EU in den kommenden Jahren saniert werden müssen, weil sie nicht den aktuellen Umweltstandards genügen. Hier braut sich ein gewaltiges Investitionsszenario zusammen. 

Es sind übrigens nicht nur private Immobilienbesitzer, die hier kräftig investieren müssen. Auch der Staat und die Kirchen verfügen über einen gigantischen Immobilienbestand. Die Institutionen müssen mit gutem Beispiel voran gehen, wenn sie auf das Verständnis ihrer „Schützlinge“ bei der Energiewende hoffen wollen. Deshalb fließen in den nächsten Jahren auch öffentliche Gelder in Milliardenhöhe in die Sanierung. 

Es wird zahlreiche Unternehmen geben, die vom Sanierungsboom profitieren werden. Dazu zählen kleine Handwerksbetriebe und große Baukonzerne, aber auch die Hersteller von Solarzellen, modernen Heizungssystemen und Dämmmaterialien. Und das sind nur die Profiteure, die auf den ersten Blick sichtbar sind.

Im Hintergrund formieren sich unter anderem Grundstoff-Unternehmen wie etwa Hersteller von Silizium. Achtung: Selbst die konservative Holzbranche gilt als Profiteur des anstehenden „Ökobaubooms“. So meldete die Branche für Deutschland zuletzt einen Anstieg der Pelletproduktion um über 4 %, selbstredend bei satten Verkaufspreisen. Übrigens geht man auch davon aus, dass Holz als Baumaterial in den nächsten Jahren stark gefragt sein wird.

Kurzfristig leidet die Baukonjunktur natürlich unter den massiv gestiegenen Zinsen. Das wird allerdings kein Dauerzustand sein. Die klimagerechte Ertüchtigung des europäischen Immobilienbestandes wird im Zentrum der europäischen Transformation stehen. Das ist keine Übertreibung: Ab 2024 wird die Nachfrage wieder anziehen und sich in den kommenden Jahren zu einem veritablen Nachfragesturm steigern.  

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein sonniges Wochenende 

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH