Editorial der Freitags-Info vom 21.08.2020

Geposted von Thomas Boldt am

Inflationäre Tendenzen voraus!
Sie sind in den vergangenen mehr als 20 Jahren in den Massenmedien stets vor steigenden Inflationsraten gewarnt worden. Diese Prognosen wurden besonders seit der Finanzkrise des Jahres 2008 mit der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken begründet. Alle Prophezeiungen dieser Art haben eins gemeinsam: Sie waren falsch! Denn Disinflation dominierte die Finanzmärkte.
Das Comeback der Inflation
Künftig wird es wieder eine höhere Inflation geben können. Den Grund dafür sehe ich in der Art, wie Geld geschaffen wird. Hinzu kommt die Wirkung der weiter abflauenden Globalisierung.
Inzwischen entwickelt sich auch noch ein neuer Kalter Krieg zwischen China und den USA. Stichworte sind Huawei, TikTok etc. Die geopolitische Eskalierung von Konflikten wird Lieferketten beeinträchtigen und für viele Güter höhere Preise nach sich ziehen.
Als Vorwand für politische Interventionen dient die Corona-Pandemie
Covid-19 wird eine aggressive Finanzrepression auslösen. Eine solche Phase ist nicht neu. Es gab sie bereits über Jahrzehnte hinweg nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Ende der 1970er Jahre. Regierungen begründeten ihre Eingriffe mit dem Notfall des Zweiten Weltkriegs, der zu überwinden sei. Heute ist es Covid-19.
Extrem hohe Schulden werden in Relation zum BIP gesenkt
Der einfachste Weg, die Überschuldung vieler Industriestaaten zu senken, ist finanzielle Repression. In einer solchen Phase wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schneller als die Schulden. Letztere sinken dann relativ gemessen am BIP.
Kapitalverkehrskontrollen drohen
Finanzielle Repression wird allerdings auch zu Kapitalverkehrskontrollen führen. Diese sind auch nicht neu. Beispiele waren in der Euro-Zone Griechenland und Zypern. Island führte sie nach der Finanzkrise ein. Viele Schwellenländer nutzen sie.

Für Anleger spricht einiges dafür, sich auf das Szenario einer etwas höheren Inflation und nicht etwa auf Deflation einzustellen. Aktien, Beteiligungen und Sachwerte dürften nach wie vor eine hohe Nachfrage auf sich ziehen. Wie bei allen Prognosen, gibt es natürlich Risiken und Alternativszenarien.  Eine eher disinflationäre Entwicklung könnte eintreten, wenn die Finanzpolitik der großen Länder sich nach den hohen Defiziten des Jahres 2020 zu einer Kehrtwende in Richtung Sparsamkeit und Konsolidierung entschließt und die hohen Schuldenquoten wieder abbaut.

Ob es zu einem solchen Schwenk der Politik kommen wird, erscheint aus heutiger Sicht aber äußerst fraglich. Das Zusammenwirken von Geld- und Finanzpolitik über die Monetisierung von Staatsschulden wird noch eine ganze Weile Bestand haben. Als Folge werden Geldmengen weiter steigen. Die Kaufkraft des Geldes wird dadurch tendenziell reduziert mit inflationären Auswirkungen.

Interessante Themen zur Weltreservewährung US-Dollar und zum Chinesischen Kapitalmarkt beschreibt mein Kollege, Hans Heimburger, in seinen Beiträgen, die der Freitags-Info beigefügt sind.
Viel Spaß dabei!
Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein schönes Wochenende mit viel Sonne und Erholung.

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH