München 1972 – ein Blick zurück – und eine Vision für die Zukunft
bitte gestatten sie mir heute, dass ich für Sie einen durchaus persönlichen und weiten Bogen vom Münchner Sommer des Jahres 1972 über den Sommer 2022 in die Zukunft spanne, der auf den ersten Blick vielleicht wenig mit dem Börsengeschehen und der Wirtschaft gemein haben mag.
Mein Bruder und Geschäftspartner Bernd Heimburger, unsere Schwester und ich wurden in einer sportbegeisterten Familie sozusagen mit Fussball und Leichtathletik sozialisiert. Wir fieberten gemeinsam den Olympischen Sommerspielen 1972 geradezu entgegen. Unsere Eltern hatten für das Großereignis den ersten Farbfernseher für die Familie gekauft, so dass wir die farbenfrohe und unbeschwerte Welt der ersten Olympiatage im Wohnzimmer genießen konnten. Das atemberaubende Olympiastadion mit seiner unglaublich anmutenden Zeltdachkonstruktion des Architekten Günter Behnisch unter dem weißblauen bayerischen Himmel werden für mich immer ein Teil meiner Kindheitserinnerungen bleiben.
Den Organisatoren des Münchner Olympiaevents war es gelungen mit Architektur, mit Design (Otl Aicher) und der Liebenswürdigkeit der bayerischen Gastgeber, die Dämonen der Berliner Nazi-Spiele von 1936 und auch den Muff der Adenauer-Zeit zu überwinden. Für mich waren die Errungenschaften von München 1972 (städtebauliche Infrastruktur, Sport- und Kulturstätten) immer ein Sinnbild des wirtschaftlichen Erfolges im Nachkriegsdeutschland.
Das schreckliche Attentat der palästinensischen Terroristen auf die israelische Mannschaft am 5. September riss die Menschen aus einem Sommernachtstraum. Als zehnjähriger Bub konnte ich damals die (geopolitischen) Zusammenhänge nicht begreifen. Aber ich spürte sehr wohl, dass die Ereignisse im Olympiadorf und auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck großen Sport und tödlichen Terror auf ewig verband.
Heute scheint das fast vergessen, die nahezu magische Kraft, die von München 1972 ausging und ausgeht. Allerdings weckte die Berichterstattung über die großartigen Sportwettkämpfe der European Championships vor einigen Tagen in mir mehr als nur nostalgische Gefühle. Es muss doch in unserem Lande möglich sein, 50 Jahre nach Olympia in München, wieder dieses sportliche Großereignis in eine deutsche Stadt oder Region zu holen mit riesigen Perspektiven und Entwicklungssprüngen. Ja, ich kenne alle Bedenken hinsichtlich Kosten, hinsichtlich der unsäglichen Begehrlichkeiten eines Internationalen Olympischen Komitees (mit einem deutschen Präsidenten!!). Aber wollen wir die Strahlkraft von Olympia und anderer sportlicher Großereignisse zukünftig nur noch den Diktatoren und Kriegstreibern (Olympische Winterspiele 2014 in Sotschi, Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland, Olympische Spiele 2008 (Sommer) und 2002 (Winter) in Peking) dieser Welt überlassen? Ich meine ganz eindeutig: nein!!
Wenn ich mir unsere Befindlichkeiten in diesem Jahrhundertsommer 2022 anschaue, dann verspüre ich große Lust die Menschen an den Schultern zu packen und kräftig zu schütteln. Ich kann viele Sorgen und Nöte vor dem kommenden Winter nachvollziehen und verstehen. Die Inflation hat uns gnadenlos im Würgegriff, keine Frage. Aber liebe Leserinnen und Leser, mit Verzagtheit und Angst werden wir die Herausforderungen nicht lösen. Unsere Anstrengungen bezüglich einer grundlegenden Änderung der Energiepolitik werden Früchte tragen. Erneuerbare Energien werden mit großen Anstrengungen und im großen Stil ausgebaut. Unsere Ingenieure und viele Unternehmen in diesem Land sind diesbezüglich Weltmarktführer. Die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl wird eliminiert. Das sind Zukunftsperspektiven weit über den Winter 2022/2023 hinaus. Und die kommenden Monate werden wir als Gesellschaft und als Wirtschaftsnation meistern (auch wenn wir ein gutes Stück aus der Komfortzone herauskommen müssen), dessen bin ich mir sehr sicher.
Bleiben Sie bitte gesund, genießen Sie das kommende Wochenende und behalten Sie die Zuversicht.
Hans Heimburger und das gesamte Team von Gies & Heimburger