Editorial der Freitags-Info vom 28.07.2023

Geposted von Thomas Boldt am

Das Schulden (End-) Spiel der USA

Der letzte Woche veröffentlichte Bericht über das monatliche Haushaltsdefizit der USA enthielt eine schockierende Zahl, berichtet das Finanzportal ZeroHedge. Laut dem Finanzministerium haben die USA in den neun Monaten des laufenden Haushaltsjahres bereits einen Rekord von 652 Mrd. USD an Bruttozinsen angehäuft. Diese Zahl ist um mehr als 25% höher als die Zinszahlungen für den Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Die steigenden Zinssätze waren laut ZeroHedge die Hauptursache für das Defizit, da die US-Notenbank ihren Leitzins seit Beginn der Zinserhöhungen im März letzten Jahres um 5,25% erhöht hat. Die «in Panik geratene US-Notenbank» versuche damit, «ihr episches politisches Versagen in den Jahren 2020 und 2021 ungeschehen zu machen, als sie die Zinssätze viel zu lange bei Null hielt, während sie Billionen in verschiedene Vermögensblasen pumpte», so das Portal.

Die Renditen fünfjähriger Staatsanleihen liegen jetzt bei etwa 4,2%, gegenüber 1,3% zu Beginn des letzten Jahres. Mit der Fälligkeit von Wertpapieren mit niedrigeren Renditen sieht sich das Schatzamt mit einem stetigen Anstieg der Zinssätze konfrontiert, die es für die ausstehenden Schulden zu zahlen hat. ZeroHedge weist darauf hin, dass selbst bei einer Zinssenkung die tatsächlichen Zinszahlungen aufgrund der Verzögerung bei der Prolongation fälliger Schulden in absehbarer Zukunft weiter steigen.

Zum Vergleich führt das Portal an, dass der gewichtete Durchschnittszins für die gesamte ausstehende Verschuldung Ende Juni nur 2,76 betrug. Ein Wert, der nach Angaben des Finanzministeriums seit Januar 2012 nicht mehr übertroffen wurde. Das sind 1,8% mehr als ein Jahr zuvor, wie aus den Daten des Ministeriums hervorgeht. Wenn die Fed die Zinsen tatsächlich länger hochhält, wird der Durchschnittszins für die Schulden in einem Jahr 4%übersteigen. ZeroHedge folgert daraus:

«Das wäre eine absolute Katastrophe für die USA. Es würde bedeuten, dass die Zinszahlungen für die Gesamtverschuldung der USA in Höhe von 32,3 Billionen Dollar innerhalb von 12 Monaten 1,3 Billionen Dollar erreichen würden. Dadurch werden die Schuldzinsen möglicherweise zur größten Einzelausgabe der US-Regierung und die Sozialversicherung übertreffen!»

Nach Angaben des St. Louis Fed’s FRED und des U.S. Bureau of Economic Analysis (BEA) haben die Zinszahlungen der Bundesregierung nun zum ersten Mal die 900-Milliarden-Dollar-Grenze überschritten und werden innerhalb eines Quartals wahrscheinlich die 1-Billionen-Dollar-Grenze überschreiten. Das Portal ist der Ansicht, dass das BIP nach der nächsten Rezession einbrechen wird. Gemäss dem Congressional Budget Office (CBO) werden die US-Schulden hingegen weder absolut noch relativ gesehen jemals wieder sinken.

Aus dem Bericht des US-Finanzministeriums geht weiter hervor, dass die Ausgaben der US-Regierung im Juni unerwartet um 15% auf 646 Mrd. Dollar gestiegen sind. Fast 100 Mrd. USD mehr als vor einem Jahr. Die Steuereinnahmen sind hingegen um 9,2% von 461 Mrd. auf 418 Mrd. eingebrochen, was zu einem Rückgang der Staatseinnahmen um mehr als 7,3% in den vorangegangenen zwölf Monaten führte. Das ist der stärkste Rückgang seit Juni 2020, als die USA von der Lockdown-Rezession betroffen waren. Die steigenden Staatsausgaben in Verbindung mit den schrumpfenden Steuereinnahmen haben dazu geführt, dass sich das US-Haushaltsdefizit im Juni von 89 Mrd. USD vor einem Jahr auf 228 Mrd. fast verdreifachte und damit weit über der Konsensschätzung von 175 Mrd. lag. Da die monatlichen Defizite höher ausfallen als erwartet und auch weit höher als vor einem Jahr, findet es ZeroHedge nicht überraschend, dass das kumulierte Defizit nach neun Monaten im Haushaltsjahr bereits das dritthöchste in der Geschichte ist, es wird nur von den Krisenjahren 2020 und 2021 übertroffen: Mit 1,4 Bio. USD ist das Defizit im Haushaltsjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits um 170% gestiegen.

Fazit: Nicht nur die USA befindet sich in einem Schulden (End-) Spiel, der Ausgang ist offen. Die Frage bleibt: Wie lange (noch) können wir uns die aktuell hohen Zinsenleisten?

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein schönes Wochenende

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH