Börse wird als Casino mißbraucht
Immer wenn man denkt, man hat in den Aktienmärkten schon alles miterlebt, wird man vom Gegenteil überzeugt. Eigentlich hat uns das Spiel „David gegen Goliath“ an der Wallstreet bislang weniger tangiert. Doch was sich diese Woche abspielte sucht in der Börsengeschichte seines Gleichen.
Sicherlich haben Sie mitbekommen, wie eine Armee von Kleinanlegern (> 3 Millionen Follower alleine auf der Plattform Reddit) in den vergangenen Tagen milliardenschwere Hedge-Funds und Leerverkäufer in die Knie gezwungen haben. Mehrere Hunderttausend Anleger der sog. „Wallstreetbets“ haben sich verabredet und im Grunde die am stärksten leerverkauften Aktien in den USA herausgesucht und diese dann kräftig gekauft. Dies brachte die Leerverkäufer unter Druck und die Kurse zum Beispiel von GameStop explodierten in wenigen Tagen um mehr als 1000%.
In den USA boomt schon seit einiger Zeit die App „Robinhood“ mit der Kleinanleger mit dem Handy am Börsengeschehen teilnehmen können. In Europa ist Robinhood noch nicht erhältlich, allerdings gibt es ähnliche Apps, etwa Trade Rebublic oder eToro. In den USA machen solche Graswurzel-Investoren laut Bloomberg mittlerweile etwa 20% des US-Börsenhandels aus und sind damit zu einem relevanten Faktor des Börsengeschehens geworden.
Vor allem in der Corona-Zeit haben viele, vor allem junge User, damit begonnen, per Smartphone das herkömmliche Aktiengeschäft aufzumischen und dabei vor allem sogenannte „Short Seller“ ins Visier zu nehmen, darunter auch große Hedgefonds, die auf fallende Kurse setzten. Dabei haben Shortseller oder Leerverkäufer an den Märkten durchaus ihre wichtige Funktion: Sie äußern durch ihre Leer-Investments eine Meinung, eine sehr kritische eben. Für Anleger auch ein Barometer, ob die ausgewählte Aktie wirklich ein guter Kauf ist.
Schon vor der GameStop-Aktion hatten die Guerilla-Investoren scheinbar längst abgeschriebene Aktien, wie die des insolventen Autovermieters Hertz oder die des früheren Foto-Giganten Kodak, zu unverhofften Börsen-Comebacks verholfen.
Die Kursturbulenzen sorgten in der Finanzwelt für große Aufregung, das „Wall Street Journal“ schrieb gar von einem „Krieg“, der zwischen Hedgefonds und Amateurhändlern ausgebrochen sei. Viele Online-Broker hatten angesichts des regen Betriebs am Markt technische Probleme. Forderungen nach einem Handelsstopp wurden laut, um die Lage zu beruhigen. In den USA ist der Börsen-Machtkampf schon ein Fall für die große politische Bühne. Die Börsenaufsicht SEC teilte mit, die Situation genau im Blick zu haben und kündigte eine Untersuchung an.
Fazit: Das alles ist wilde Zockerei und hat nichts mehr mit einer seriösen Anlagestrategie zu tun. Wir können unsere Anleger nur aufrufen eine solide Anlagestrategie nach ihrem Risikoprofil zu entwickeln, die sich auf fundamentale Daten und Informationen beruft. Denn nur so wird sich ein nachhaltiger Anlageerfolg einstellen. Hierfür stehen wir Ihnen als zuverlässiger und erfahrener Partner gerne zur Verfügung.
Das Börsenjahr 2021 bietet trotz vielen Herausforderungen auch gute Anlagegelegenheiten.
Mein Kollege Andreas Rosner hat in seinem Beitrag die Hauptrisiken sehr treffend beschrieben. Es gilt wachsam zu sein!
Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein schönes Wochenende!