Das Börsenjahr 2021 beginnt mit Höchstständen

Geposted von Andreas Rosner am

Der Start in das neue Börsenjahr 2021 ist zunächst durchaus gelungen. Die wichtigen Indizes in den USA und in Deutschland erreichten Höchststände. Der DAX blickte kurzfristig über die Marke von 14.000 Punkten.

Doch bleibt es im Jahr 2021 bei anhaltend freundlichen Märkten oder lauern Gefahren, die den freundlichen Jahresauftakt wieder zunichtemachen?

Wir haben fünf Hauptrisiken identifiziert:

SARS CoV2 oder COVID 19

Auch wenn der politisch ausgetragene Streit um die von der Bundesregierung erlassenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie noch nicht die erhofften Erfolge zeigt (per 28.01.21 liegt die Inzidenz in Deutschland erstmals seit 3 Monaten unter 100) und der Impfstart natürlich noch längst nicht die Geschwindigkeit erreicht hat, die wir uns alle wünschen, bleibt eine große Hoffnung das wir in diesem Jahr den Durchbruch zur Bekämpfung schaffen. Zwar wird davon ausgegangen das wir durch den verzögerten Impfverlauf erst im Herbst 2021 die sogenannte Herdenimmunität erreichen werden aber die Erfahrung aus dem letzten Jahr zeigt, dass das Virus in der wärmeren Jahreszeit eine deutlich reduzierte Aktivität entwickelt und macht Hoffnung, dass wir im Jahr 2021 eine reelle Chance haben, die Pandemie in den Griff zu bekommen.  Dennoch bleibt das Virus hoch gefährlich, wie die Mutationen aus Großbritannien und Südafrika sehr deutlich gemacht haben und es ist nicht auszuschließen das es weitere Mutationen geben kann.

Wirtschaftlich Entwicklung

Noch ist nicht abzusehen, welche Bremspuren die Coronakrise am Arbeitsmarkt hinterlassen wird und welche Unternehmen und Branchen den zweiten Lockdown wirtschaftlich nicht überleben werden. Eine deutliche Zunahme der Arbeitslosenzahlen könnte das Vertrauen auf eine bessere Zukunft untergraben und somit den privaten Konsum zumindest einschränken. Auch Unternehmen könnten sich veranlasst sehen einen Sparkurs einzuschlagen, statt mutig zu investieren. Allerdings ist sich die Wirtschaftspolitik dieser Risken bewusst und sollte rechtzeitig gegensteuern, um schockartige Verwerfungen am Arbeitsmarkt und auch umfangreiche Unternehmenspleiten zu verhindern.

Geld- und Fiskalpolitik

Das letzte Jahr hat uns sehr deutlich vor Augen geführt, wie anfällig unser Wirtschaftssystem für plötzliche und nicht vorhersehbare Störungen ist. Die Kapitalmärkte haben sich aber daran gewöhnt das die Geld- und Fiskalpolitik Gewehr bei Fuß steht und als Feuerwehr funktioniert. Doch was passiert, wenn der Druck zu groß wird, zum Beispiel durch aufkommende Inflation, und die Schleusen der Notenbanken, durch die sehr viel Geld fließt, gedrosselt werden.  Ein Versiegen dieser Geldströme könnte zu Verwerfungen führen, dass zeigt ein Blick in die Vergangenheit sehr deutlich. Bislang sehen wir dafür bei den großen Notenbanken noch keinerlei Anzeichen.

Inflation

Würde die Inflation in nächster Zeit deutlich zulegen, müssten die Notenbanken ihre ultralockere Geldpolitik überdenken und durch den damit verbundenen Anstieg der Anleiherenditen die Aktienmärkte unter Druck setzen. Die historisch lange Phase des Zyklus mit starkem Wachstum bei niedriger Inflation wäre Geschichte.
Ebenso könnte man versucht sein, die enorme Ausweitung der Staatsschulden durch eine Inflationierung wieder einzufangen.

Die Entschuldung über Inflation funktioniert so: Durch Inflation legen nicht nur die Preise zu, sondern auch das nominale Bruttoinlandsprodukt, selbst wenn die Wirtschaft real nur wenig wächst. Das wiederum lässt den Schuldenstand im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt weniger hoch aussehen. Die Schuldenquote sinkt.

Obwohl gerade in den USA zuletzt ein stärkerer Anstieg der Inflation zu erkennen ist, droht uns dieses Szenario im Jahr 2021 in Europa noch nicht.

Geopolitik

Hier gilt es die Risiken ebenfalls im Auge zu behalten. In Deutschland geht die Ära Merkel zu Ende und es stehen im Herbst Neuwahlen an. Wie sieht dann die neue Regierung aus. Gibt es einen Wechsel von der GroKo zu einem neuen Bündnis aus Union und Grünen? Oder gibt es gar eine Konstellation Rot, Rot, Grün?
Wie sieht die Politik des neuen US-Präsidenten Biden aus? Gibt es Entspannung bei den Handelszöllen und dem politischen Umgang der USA mit China? Wie gehen die Spannungen, ausgelöst durch China, bei den Themen Taiwan und Hongkong weiter? Und welche wirtschaftlichen Folgen für Europa hat das Thema Brexit? In Großbritannien jedenfalls hat der Brexit den erwartbaren Verlauf genommen. Leere Supermarktregale, lange LKW-Staus auf beiden Seiten des Ärmelkanals und verfaulter Fisch – auf der Insel herrscht schon nach wenigen Tagen Katerstimmung!

Fazit

Noch sind viele der beschriebenen Risken weit von uns entfernt, aber es gilt  sehr wachsam zu sein. Schnelles und entschiedenes Handeln wird in 2021 das Gebot der Stunde sein, auch wenn man vielleicht in dem einen oder anderen Fall die Ernte etwas zu früh einbringt.

 

 

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.