England – Stimmungsbericht nach dem Brexit

Geposted von Andreas Rosner am

In diesem Jahr war mein Reiseziel Südengland. Eigentlich eine für Sie, liebe Leser,  nicht sehr spannende Information, wäre da nicht das Votum der englischen Bevölkerung Ende Juni 2016 für einen Austritt aus der EU. Dank der von mir gewählten Übernachtungsform in B&B Quartieren bekam ich einen sehr direkten Kontakt zu einigen Engländern und mit Ihnen tauschte ich mich über die Stimmung im Lande nach der Brexit-Entscheidung intensiv aus.
Erstaunlich war für mich, dass ich ausschließlich Befürworter für einen Verbleib in der EU getroffen habe und dies über alle Altersklassen verteilt.

Meinung aus London

Meine erstes Gespräch führte ich mit einer  Dame aus London, bekanntlich eine der Hochburgen der Europabefürworter. Sie hat sehr deutlich gemacht, dass der Wahlkampf  stark über Emotionen geführt wurde. Für Fakten gab es wenig Raum. Ihr ist bis heute nicht klar, warum sich die damalige Regierung um Premier Cameron nicht mit mehr Aufklärung über mögliche Folgen eines EU Austrittes an das Volk wandte. Sie zeigte sich auch geschockt über die Wahlbeteiligung von knapp 72 Prozent. Eine so weitreichende Entscheidung hätte ihrer Meinung nach mehr als 90 Prozent an die Wahlurne führen müssen.

Stimmung in Devon

Ein älterer Herr aus der Grafschaft Devon konnte nicht verstehen, warum Herr Johnson sich vor der politischen Verantwortung nach der Brexit Entscheidung drückte und sich nicht mit der Rolle  des neuen Premiers anfreunden konnte. Auf die Frage, wie er das Verhalten von Nigel Farage bewertet, bekam ich nur ein mildes Lächeln! Interessant war auch die Aussage, dass viele Menschen in seinem Umfeld nach der Wahl anders entschieden hätten, nämlich für den Verbleib. Er konnte das nur mit der Dummheit vieler Wähler erklären, denen erst nach dem Votum klar wurde, was dieser Schritt für Großbritannien bedeuten kann.

Was sagt Cornwall

Ein junger Wirt in einem Pub in Cornwall  fand sehr deutliche Worte: „alles Idioten, die nicht im entferntesten abschätzen können, was für ein schweres Erbe sie der jungen Bevölkerung hinterlassen. Für ihn war klar, das mit einer zu erwartenden Abspaltung Nordirland und Schottland aus dem einst stolzen United Kingdom ein“ Little England“ wird.

Alle Gesprächspartner waren  der übereinstimmenden Meinung, dass  Theresa May die Verhandlungen über den EU Austritt mit großem Geschick führen wird und sie mit Angela Merkel eine starke europäische Achse bilden kann.

Fazit

Die Presseberichte aus England sind, was die Wiedergabe der Stimmung nach der Brexit- Entscheidung angeht, stimmig. Meine Gesprächspartner  verstanden nicht, warum Premier Cameron, eigentlich ohne Not, zu diesem Votum aufgerufen hat.

Welche langfristigen Auswirkungen der Brexit  auch wirtschaftlich hat, kann zur Zeit niemand seriös beantworten und das macht vielen Angst, vor allem der Remain Bewegung.

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.